Murmillo-Archiv

Donnerstag, 31. März 2016

MOGONTIACUM: THE LAST DAYS

355 nach wird MAINZ=MOGONTIACUM erstmals als MUNICIPIUM bei AMMIANUS MARCELLINUS erwähnt. Zu dieser Zeit umgibt die Mainzer "civitas" die Stadt in Panik mit einer Stadtmauer. Was war geschehen?
VIDETE: PRIMIGENIA-PIA-FIDELIS. BLOGSPOT (unsere militärhistorische Seite)
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decurio Arminius

Mittwoch, 30. März 2016

ADDENDUM

Multa nox est. Lecto meo incumbo. Valete.
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decurio

SENECA: BRIEF 76, 15-16

Daher tut es bei jedem Menschen nichts zur Sache, wieviel er pflügt, wieviel er Geld verleiht, von wie vielen er gegrüßt wird, auf ein wie kostbares Bett er sich legt, aus einem wie funkelnden Becher er trinkt, sondern wie gut er ist. Gut aber ist, wenn die Vernunft dessen (seine) entfaltet und recht ist und angepaßt an den Willen seiner Natur (an das, was sein Wesen gemäß der Natur will). Dies wird die "Virtus" genannt, dies ist das "honestum" (=das was richtig ist) und das einzigartige Gut (der Vorzug) des Menschen. Denn weil einzig die Vernunft den Menschen vervollkommnet, macht allein die Vernunft in vollkommener Weise glückselig; dies aber ist das einzige Gut, wodurch er allein (durch welches einzige) glücklich gemacht wird. Wir sagen, daß auch jene Güter sind, die von der Tugend ausgegangen (entsprungen) und bewirkt (verursacht) (worden) sind, d.h. all ihre Werke; aber daher ist sie selbst (gerade sie; allein sie) das einzige Gut, weil ohne jene keines ist (existiert (es keins gibt).
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decurio

SENECA: BRIEF 76, 13-14

Welche Beschaffenheit der Dinge, dieselbe ist der Menschen (die Menschen sind nicht viel anders wie die Verhältnisse): ein Schiff wird gut genannt, nicht welches mit kostbaren Farben bemalt ist und auch nicht dem ein silberner oder goldener Schiffsschnabel ist (das...hat) und auch nicht wessen (weder dessen) Schutzgottheit aus Elfenbein geschnitzt ist und auch nicht das (noch das)  mit Staatskassen und königlichen Richtümern beladen ist, sondern ein stabiles (festes) und solides und ein durch die das Wasser abhaltenden Verbindungen undurchlässiges, ein festes (starkes) "zu dem zu ertragenden Ansturm" des Meeres (das das Eindringen des Wassers verhindert), dem Steuermann gehorchend, schnell und nicht den Wind "fühlend" (also unempfindlich) (oder: sondern eines, das stabil ist...); du wirst ein Schwert gut nennen, weder dem der Schwertgurt vergoldet ist noch dessen Scheide durch Edelsteine geschmückt wird, sondern dem sowohl eine feine Schneide zum Schneiden ist (das...hat) als auch ein Dolch, künftig jeden Panzer durchbrechend (der...; um damit...); das Lineal (beim Lineal) "wird gefragt" (fragt man), nicht wie schön, sondern wie gerade es ist: dadurch wird ein jedes gelobt, für den es beschaftt wird, was (insofern) jenem das Eigene sei (es die ihm zukommende Eigenschaft hat).
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Mann, Mann, Mann!
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decurio

SENECA: BRIEF 76, 12

Du zweifelst nicht, ob dies ein Gut ist; du zweifelst, ob es nicht das einzige Gut ist (nach Formeln, wie "dubito, an" heißt "an"=aus logischen Gründen, die aber schwer nachzuvollziehen sind, "ob nicht"; vielleicht ist es (ja doch)das einzige Gut; ich glaube fast, daß es das einzige Gut ist; das Wörtchen "an" ist äußerst problematisch; ob es nicht das einzige Gut ist, daran hast du Zweifel). Wenn irgendeiner alle anderen Dinge (alles andere) hat (Potentialis; gesetzt der Fall, er habe alles), Gesundheit, Reichtum, viele Ahnenbilder, ein gut besuchtes Atrium (Innenraum des Hauses), doch böse aufgrund "des Bekenntnisses (aller)" ist (sei) (also ausgemacht böse; so richtig), wirst du jenen tadeln; ebenso wenn irgendeiner zwar nichts hat von diesen, die ich mitgeteilt habe (von denen ich berichtet habe), (wenn) es ihm an Geld mangelt, an der Schar der Abhängigen, an Adel, an der Reihe der Großväter und Ahnen, (wenn) er aber gemäß allgemeiner Anerkennung gut ist, (dann) wirst du jenen billigen (loben). Daher ist dieses das einzige Gut des Menschen, der, wer es hat (besitzt), auch wenn es ihm an (allen) anderen mangelt (er von den anderen "im Sich gelassen wird"), zu loben ist (gelobt werden muß), wer es nicht hat, trotz der Menge aller anderen verurteilt und zurückgewiesen wird.
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decurio

SENECA: BRIEF 76, 10-11

Was ist das Eigene beim Menschen? Die Vernunft: diese, falls recht und vollendet (ausgebildet), erfüllt das Glück des Menschen (gnomisches Perfekt; nicht komisches!). Wenn also jedes Ding, wenn es sein eigenes Gut vollendet hat, lobenswert ist und zum Ziel (Endzweck) seiner Natur (seines Wesens) gelangt (hingekommen, gelangt) ist, dem Menschen aber sein (ihm eigentümliches) Gut die Vernunft ist, (dann) ist er, wenn er diese vervollkommnet hat, lobenswert und hat das Ziel (den Zweck) seiner Natur berührt (erreicht). Diese vollkommene Vernunft wird Tugend genannt (nennt man "Virtus"; griech: areté) und dieselbe ist das sittlich Gute (das höchste Gut; das Gute an sich; das "HONESTUM"=das SCHÖNWAHRGUT).
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Deswegen ist dies das einzige Gut im Menschen, das als einziges "des Menschen" ist (ihm gehört); nun fragen wir nämlich nicht, was das Gut(e) sei (ist) (was ein Gut sei), sondern was das Gut des Menschen (für den Menschen) sei (ist). Wenn es kein anderes für den Menschen gibt als die Vernunft, (so) wird diese sein einziges Gut sein, doch abzuwägen sein (verglichen werden muß mit) gegen die anderen (sonstigen Güter). Wenn irgendeiner böse ist, glaube ich, wird er getadelt; wenn gut, glaube ich, gebilligt. Dies ist also beim (im) Menschen das erste und einzige, wodurch er gebilligt (gelobt) und getadelt wird.
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Alles gut!
decurio

SENECA: BRIEF 76, 8-9

Alle Dinge bestehen (existieren) durch den (ihnen) eigenen Vorteil (Gut). Die Fruchtbarkeit empfiehlt die Weinrebe und der Geschmack des Weines, die Schnelligkeit den Hirsch; wie stark die Zugtiere durch den Rücken sind, fragst du, deren einziger Nutzen dieser ist: Last zu tragen; beim Hund ist die Spürkraft die erste (wichtigste), wenn er wilde Tiere aufspüren soll, das Laufen, wenn er sie erreichen soll, der Mut, wenn er beißen und angreifen soll: dies muß auch bei jedem das Beste sein, für das er geboren ist, wodurch er bewertet wird. Was ist das Beste beim Menschen? Die Vernunft. Durch diese übertriftt er die Tiere, folgt den Göttern. Vollkommene Vernunft ist also das (dem Menschen) eigene Gut, die übrigen (Güter) sind jenem mit den Tieren und den Pflanzen gemein(sam). Er ist stark: auch die Löwen. Er ist schön: auch die Pfauen. Er ist schnell: auch die Pferde. Ich sagen nicht: in all diesen (Dingen) wird er besiegt; ich frage nicht, was er in sich als das Größte hat, sondern was das Seine (für ihn Charakteristische) ist. Er hat einen Körper: auch die Bäume. Er hat einen Drang (Trieb) und eine willentlliche Bewegung: sowohl die Tiere als auch die Würmer. Er hat eine Stimme: aber eine (um) wieviel lautere die Hunde, eine hellere die Adler, eine tiefere die Stiere, eine süßere und melodischere die Nachtigallen.
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decurio (meine Rekruten sind auch solche Nachtigallen, doch meistens singen die falsch, besonders, wenn sie voll sind)

Dienstag, 29. März 2016

ADDENDUM

Hier endet Brief 70. War ein langer und anstrengender Brief. Wir sind einen weiten Weg gegangen.--- "Muß mich jetzt erst einmal erholen", würde da so manches Weichei von Schüler sagen.- Nichts da, es gibt keine Erholung (oder Urlaub), es wird weitergemacht! Erholung ist was für Luschen.
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decurio (ich erlaube euch, daß ich euch max. 10 min. ausruht, dann geht's weiter!)

SENECA: BRIEF 70, 24-28

Nichts steht dem Wollenden (wenn man es will) im Wege, auszubrechen und hinauszugehen: die Natur bewacht uns im freien. Wem seine Lage es erlaubt, der schaue sich nach einem sanften Ausgang um; wem mehr Dinge zur Hand sind, durch die er sich befreit, dieser/ der treffe eine Wahl und, wie er am ehesten befreit wird (würde), überlege er (Nebensatz nachstellen): wem eine "schwierige Gelegenheit" ist (also wer kaum eine hat), dieser reiße jede nächste als (für) die beste an sich (die erst beste), mag sie unerhört, mag sie neu sein (licet, ut...sit=es ist möglich, daß...sei).
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Es wird nicht zum Tod die Erfindungsgabe fehlen, wem nicht der Mut gefehlt hat. Siehst du, wie auch die letzten Sklaven, wo jenen der Schmerz die Sporen gibt (der Schmerz Stacheln=Qualen "hintreibt"/zufügt), angetrieben werden und die aufmerksamsten Wächter/ Bewachungen täuschen? Jener ist ein großer Mann, der sich den Tod nicht nur befiehlt, sondern auch (für sich) findet. Aus demselben Bereich habe ich dir (noch) mehr Beispiele versprochen.
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Beim zweiten Schauspiel (Vorführung) einer Seeschlacht stieß sich ("versenkte") einer von den Barbaren eine Lanze, die er gegen die Feinde erhalten hatte, ganz in seine Kehle. Warum, warum, sagte er, entfliehe ich nicht schon längst all der Qual, all dem Hohn? Warum erwarte ich den Tod bewaffnet? Um soviel war das Schauspiel sehenswerter, um wieviel ehrenvoller die Menschen zu sterben lernten als zu töten.
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 Was denn? Soviel/ wieviel Mut ("dies/was des Mutes") verdorbene (Menschen) und soviel/ wieviel schädliche haben, werden nicht (auch) jene haben (besitzen), die eine lange Einübung gegen diese Schicksalsschläge unterrichtet hat (unterwiesen; ausgerüstet hat) und die Vernunft, die Lehrmeisterin aller Dinge? Jene lehrt uns, daß die die Annäherungen (Zugänge) zum Schicksal (Tod) verschieden sind, das Ziel (Ende) immer das gleiche ist, daß es (aber) keinen Unterschied mache, von wo (ab wann) es beginnt, was kommt (sowieso kommen muß und wird).
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Jene selbe Vernunft mahnt, daß du natürlich (selbstverstänlich; womöglich) stirbst (zu sterben), wie du kannst, und alles, was (dir) begegnet ist (sein wird) "zu der dir hinzubringenden Gewalt" (um dir Gewalt anzutun, beizubringen), ergreiftst (an dich reißt; dich daran machst). Es ist unrecht, durch Raub zu leben, doch dagegen sehr schön durch Raub zu sterben (gemeint ist: das an sich reißen der Gelegenheit zu sterben). Lebe wohl.
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Bin da leider etwas anderer Meinung. Es wird nicht aufgegeben, sondern gekämpft bis zum Sieg oder bitteren Ende.
der Mann, der niemals aufgibt,
 the decurio.

SENECA: BRIEF 70, 22-23

Da ich ja (damit) begonnen habe, schmutzige Beispiele zu gebrauchen, werde ich (auch damit) weitermachen; mehr nämlich wird jeder von sich verlangen, wenn er gesehen haben wird, daß diese Sache auch von den Verächtlichsten verachtet werden kann. Die Catos und Scipios und andere, die wir gewohnt sind (uns gewöhnt haben) mit Bewunderung zu hören (relativ. Satzverschränkung: von denen wir gewohnt sind...; von denen wir gewöhnlich hören), halten wir für "über die Nachahmung Gestellte" (jenseit aller Nachahmung): schon (nun) will ich zeigen (dartun), daß diesen Vorzug so viele Beispiele beim Tierkampf ("Spiel") haben (besitzen) wie bei den Führern des Bürgerkrieges. Als neulich einer unter Bewachungen, zum morgendlichen Schauspiel geschickt, herbei (hin-)gefahren wurde, so wie durch den "drückenden Schlaf" bewegte er sich hin und her (als ob er vom Schlaf überwältigt würde; als ob er durch den ihn überwältigenden Schlaf schwankte), ließ er den Kopf bis dahin herabhängen, bis er sich in die Speichen (des Rades) hineinbrachte, und solange hielt er sich auf seinem Sitz, bis er den Nacken durch die Umdrehung des Rades brach: auf demselben Fahrzeug, mit dem er zur Bestrafung gebracht wurde, entfloh er.
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Nette Gutenachtgeschichte!
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91 Wörter=100 min.-und keine mehr! O. k. 5 min. gibt es Nachschlag bei grozügigem Bakschisch!
decurio

SENECA: BRIEF 70, 21

Addendum: es muß natürlich "morgendlich" heißen; wohl dem, der einen Duden hat!
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Tapferer, würdiger Mann, dem die Wahl des Schicksals gegeben wurde! Wie tapfer hätte jener das Schwert gebraucht, wie tapfer (wagemutig) hätte er sich in die "tiefe Tiefe" (pleonastisch; Hendiadyoin; in den tiefsten Schlund, Abgrund) des Meeres oder eines steilen Felsens (von einer Klippe) gestürzt! Von allen Seiten verlassen, fand er, wie er sowohl den Tod sich (selbst) verdankte und die Waffe, so daß du weißt (man weiß), daß zum Sterben nichts anderes hinderlich ist (mora=Verzögerung; Verweilen) als das Wollen. Es mag über die Tat des entschlossenen Mannes geurteilt werden, wie jedem es scheinen wird, während eines feststeht, daß der schmutzigste Tod der saubersten Knechtschaft vorzuziehen sei.
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Hier wird eindeutig zu viel gestorben1
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euer lieber Ausbilder
decurio

SENECA: BRIEF 70, 20

Neulich bei einem "Spiel" der Tierkämpfer zog sich einer von den Germanen, der zu den morgenlichen Vorstellungen vorbereitet wurde, zurück "zu dem zu erleichternden Körper" (um auf die Toilette zu gehen; er mußte mal)-keine andere Möglichkeit, alleine zu sein (Rückzugsmöglichkeit) wurde ihm ohne Wächter gegeben: dort steckte er sich dieses Holz, das "zu den zu reinigenden schmutzigen Dinge" (um sich den Hintern abzuwischen) hingestellt (angebracht war), wobei ein Schwamm dranhängt, in die Kehle und durch die versperrte Luftröhre führte er die Erstickung herbei (hauchte er die Seele aus). Dies war (bedeutete), dem Tod eine Schande zu machen (ein Schnippchen zu schlagen). Genau so (ganz gewiß), wenig sauber und wenig "schicklich": (doch) was ist dümmer als wählerisch zu sterben?
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by the decurio

SENECA: BRIEF 70, 19

Es gibt keinen Grund, daß du glaubst (zu meinen), daß diese Kraft nur großen Männern (meint der mich? AdV) gewesen sei (daß nur...hatten), durch die (wodurch) die Riegel der menschlichen Knechtschaft zerbrochen werden; es besteht kein Anlaß, daß du glaubst (urteilst), daß dies außer von einem Cato nicht gemacht werden kann, der seine Seele (Leben) "mit der Hand herausriß", welche er nicht mit dem Eisen (Schwert; Metonymie) "weggeschickt" hatte ("hinausschicken" gekonnt hatte; Erklärung: er riß die verbundene Schwertwunde wieder auf; Irrsinn!): Menschen von geringstem Stand (Geschick) retteten sich mit ungeheurer Energie (Schwung) ins Sichere, und weil auf bequeme Weise es nicht möglich gewesen war zu sterben und auch nicht nach ihrem Willen, die Werkzeuge des Todes auszuwählen, rissen sie "alle entgegenkommende" (jedes beliebige; was sie kriegen konnten) an sich und, die von Natur aus nicht schädlich waren, machten sie mit Gewalt zu Waffen.
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the decurio

SENECA: BRIEF 70, 17-18

Willst du gegenüber diesem Körper frei sein? Wohne (in ihm) so wie (als ob) ein künftig Weggehnder (als ob du aus ihm auswandern wolltest). Halte dir vor Augen (stelle dir vor), daß dir irgendwann einmal diese Wohngemeinschaft eine zu entbehrende sei: du wirst (dann) stärker sein bei (zu) der Notwendigkeit des Weggehens. Aber wie wird ihre Grenze  den alles Begehrenden in den Sinn kommen? Die Betrachtung keiner Sache ist so nötig; die anderen Dinge nämlich werden vielleicht unnötigerweise engeübt. Gegen die Armut ist der Geist vorbereitet: es blieb der Reichtum. Zur Verachtung des Schmerzes haben wir uns gerüstet: niemlas fordert die glückliche Lage eines unversehrten und gesunden Körpers von uns eine Probe dieser Tugend. Um tapfer die Sehnsüchte nach den Verlorenen (Verstorbenen) zu ertragen (dulden), haben wir uns vorgeschrieben (vorgenommen): alle, die wir liebten, hat das Schicksal als Überlebende bewahrt. Den Gebrauch (die Anwendung) dieser Sache mag  (wohl) der Tag (von uns) fordern, der kommen wird.
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by decurio

Montag, 28. März 2016

OVID: HEROIDES XV: SAPPHO UND PHAON: WER SUCHET, DER FINDET

Unter den "März-Posts"; viermal auf ältere Posts. CLICKCLICKCLICKCLICK!
Ovid, Amores I, 1-15 (?); siehe Murmillo-Archiv; vor ca. 2-4 Monaten (?).
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Viel Spaß bei der Suche

SENECA: BRIEF 70, 16

Um Kopfschmerzen zu lindern (damit du den Schmerz des Kopfes erleichterst), hast du (dir) schon oft Blut entnehmen lassen; "zu dem zu verdünnenden Körper" (zur Gewichtsreduktion) wird die Ader angestochen. Es ist nicht nötig, die Brust durch eine große Wunde zu teilen: es wird mit einem kleinen Messer der Weg zu jener großen Freiheit geöfffnet und die Sicherheit (Freiheit) kostet einen Stich (abl, pretii; um wieviel?) Was ist es also, was uns zu Trägen und Untüchtigen macht? Niemand von uns bedenkt, daß ihm eines Tages aus dieser Behausung herauszugehen ist (daß von ihm...herausgegangen werden müsse; daß er...); so hält die (nachsichtige)Liebe zu dem Ort die alten Bewohner und die Gewohnheit auch unter Ungerechtigkeiten fest (trotz der Kränkungen).
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58 Wörter; 60 min.
decurio

SENECA: BRIEF 70, 14-15

Du wirst auch "die Weisheit Bekennende" (bekennende Philosophen) finden, die verneinen (die sagen, daß man nicht...), daß ihrem Leben Gewalt anzutun sei und es (gerade dies) für Frevel halten, der eigene Mörder seiner selbst zu werden: abzuwarten sei das Ende, das die Natur festgesetzt hat. Wer dies sagt, sieht nicht, daß es sich den Weg zur Freiheit verschlossen habe: nichts Besseres hat das ewige Gesetz gemacht, als daß es einen (einzigen) Eingang zum Leben gegeben hat, Ausgänge (aber) viele. Soll ich entweder die Grausamkeit der Krankheit oder eines Menschen erwarten, wenn ich mitten durch die Qualen hindurch "hinausgehen" (ins Freie gehen) und die Widrigkeiten abschütteln könnte? Dies ist das einzige, warum wir über das Leben nicht klagen können: es hält niemanden.  Die menschlichen Angelegenheiten sind "an einem guten Ort" (es steht gut um sie), weil niemand außer durch eigenen Fehler elend ist. Gefällt es dir? Lebe. Gefällt es nicht? Dann ist es erlaubt, dorthin zurückzukehren, woher du gekommen bist.
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95 Wörter; 100 Minuten-großzügig, wie ich bin!
by decurio

SENECA: BRIEF 70, 12-13

Wie außerdem ein recht langes Leben nicht unter allen Umständen besser ist, so ist ein längerer Tod auf jeden Fall schlechter. In keiner Sache müssen wir mehr dem Inneren seinen Willen tun (mos=hier: Wille; gerere=ausführen). Er mag hinausgehen (aus dem Leben), wie er einen Entschluß faßt (wie ihn ein Drang erfaßt): sei es, daß er das Eisen ergreift, sei es die Schlinge, sei es irgendeinen der Adern sich bemächtigender Trank, er fahre (nur) fort und zerbreche die Fesseln der Knechtschaft (er fahre fort, die Fesseln...zu zerbrechen). Jeder muß auch andere von seinem Leben überzeugen (es anderen recht machen), vom Tod nur sich: der beste ist, der gefällt. In dummer Weise werden diese Dinge (das Folgende) bedacht: Irgendeiner wird sagen, daß ich es zu wenig tapfer gemacht habe, irgendeiner zu sehr unbesonnen, irgendeiner, es hätte irgendeine mutigere Art des Todes gegeben. Willst du nicht bedenken, daß ein Rat (Plan; Entschluß) in den Händen ist (naheliegt), den das Gerücht (Gerede) nicht betriftt (zu dem...hingelangt)!  Sieh auf dieses eine, daß du dich dem Schicksal möglichst schnell entreißt (entziehst). Sonst werden diejenigen da sein, die über dein Schicksal schlecht urteilen.
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im Original 104 Wörter
ca. 2 Stunden Zeit
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Als ich 1978 im Starkenburggymnasium Heppenheim Abi machte (long ago!), hatten wir in Latein nur die Briefe Senecas. Unser Lehrer, Herr Behringer, ein "philosophus verus", der immer die Tafel mit griechischen Zitaten vollschrieb, die aber keine Sau verstand, hatte Mitspracherecht bei der Auswahl des Abitextes. Meine Vorbereitung bestand darin, daß ich ca. 40 der 124 Briefe übersetzt hatte (im Unterricht und privat). Außerdem hatte ich die Briefe auf deutsch gelesen. Im Abi hatten wir 5 volle Stunden Zeit; um 8 Uhr ging's los. Morgenstund ist ungesund (hat Blei im Mund). Ich war nach 3 h fertig, da der Brief, der drankam, ein "alter Bekannter" war. Wir wurden beim Abi von mehr oder weniger hübschen 12Klässlerinnen mit Tee bedient-Bier wäre mir lieber gewesen oder Wein (auf einem silbernen Tablett serviert) oder Schnaps(wine is fine, but liquor is quicker; Ozzy Osbourne). Den Rest der Zeit verbrachte ich mit Korrekturen, contemplatio sowie dem Inspizieren der hübschen 12Klässlerinnen, die nach meinem damaligen Ermessen zu viel an hatten. Die häßlichen hatte ich-wie es meine Gewohnheit war- ausgeblendet. Um 1 Uhr war "Schulz". der Krieg ist aus, die Deutschen gehen nach Haus. Das Ergebnis, das ich im Mai erfuhr, war: Note 2.
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decurio

SENECA: BRIEF 70, 11

Du kannst daher nicht (man kann nicht) über einen Sachverhalt ein allgemeines Urteil fällen (im allgemeinen etwas verkündigen), wenn eine äußere Gewalt den Tod ankündigt, ob er vorwegzunehmen oder zu erwarten sei; es sind nämlich viele Dinge, die uns zu jeder von beiden Seiten ziehen können. Wenn der eine Tod mit Qual, der andere einfach und leicht ist, warum ist (dann) nicht an diesen (letzteren) Hand anzulegen? Wie ich ein Schiff auswähle (auswählen kann; mag)als ein künftig zur See fahrender (um zur See zu fahren) und ein Haus als ein künftig wohnender, so einen Tod als ein künftig aus dem Leben gehender (Mensch).
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decurio

Sonntag, 27. März 2016

POST ÜBER DAS ZEITALTER DER PATRISTIK

VIDETE OMNES FREQUENTESQUE SINE MORA: DIEREICHSBURG. BLOGSPOT

OVID: HEROIDES VIII (9): PYRRHUS HABET CAPTAM REDUCE ET VICTORE PARENTE

101-104  : Ihr einziger Vorteil: Sie war Gattin des Orest. An diese Hoffnung klammert sie sich. Doch Pyrrhus hält sie gefangen, obwohl der Vater als siegreicher Kriegsteilnehmer heimkehrte: Kritik am Sinn des Krieges: hoc munus nobis diruta Troia dedit=dieses "Geschenk" hat mir das zerstörte Troia gegeben!-Unseligkeit des Krieges.-(H. sieht alles aus ihrer subjektiven Perspektive und nicht aus politisch-historischer. Im Krieg geht es aber um andere Dinge, als um die Gefühle einer Teeniemaus! Der Krieg ist eine männliche Angelegenheit. Wer Krieg führt, darf sich nicht durch Gefühlsduselei kompromittieren lassen. Harte Zeiten, harte Herzen.)
V 105-116   : Die "Kamera" schwenkt nun wieder auf ihre momentane Situation: Die ist alles andere als lustig, denn sie wird gierig sabbernd von ihrem Entführer begrabscht. Tagsüber läßt er anscheinend von ihr ab, aber nachts muß sie ran: infelix-ululantem-gementem-maesto toro, wie gesagt-no fun!- Sie flieht vor ihm wie vor einem Feind: fugio sicut ab hoste virum.-Sozusagen "der Feind in meinem Bett". Sie verliert sogar das Bewußtsein (stupeo), sie vergißt oft alles um sie herum (rerumque oblita locique).-Reaktion ihres Bewußtseins auf unerträgliche Lage. Sie duldet still, anstatt aktiv zu werden. Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt.-Wenn sie ihn aus Versehen berührt, fühlt sie sich beschmutzt: pollutas credor habere manus.-Oft sagt sie Orest zu ihm ("Neoptolemos, ich heiße Neoptolemos!"). dies ist für sie wie ein "omen".
V 117: Abschließender längerer und theaterreifer Schwur, in dem sie u.a. bei den Gebeinen des Agamemnon schwört, den O. gerächt hat (sie heißt die Tat gut; Genugtuung): Entweder wolle sie früh sterben (praemoriar) "aut ego Tantalidae Tantalis uxor ero!"=oder ich werde als Tantalidin die Frau eines Tantaliden (Tantalus (hatte der nicht auch Dreck am Stecken?) war direkter Vorfahre des Orest und somit auch indirekt der Hermione=Tochter des Menelaos; Bruder des Agamamnon; somit war sie Cousine des Orest.).-Mir tun sich Abgründe auf!-Nette Horror-Familie!
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decurio

OVID: HEROIDES VIII (8): VIX ECQUIDEM MEMINI

V 75-100  : HERMIONE hat nur noch eine vage Erinnerung an jene Zeit der Kindheit, als ihre Mutter sie verließ. Alle waren in Trauer (omnia luctus-omnia solliciti plena timoris erant; zwei ineinander verschachtelte Hyperbata). Das Ereignis muß für die Kleine traumatisch gewesen sein: ipsa...scissa capillos (rauft sich die Haare aus; autoaggressiv). Sie macht ihrer Mutter den Vorwurf: sine me, me sine, mater, abis? (Chiasmus)-Sie befürchtet nun zur Beute des Achillessohnes Neoptolemos zu werden und wünscht sich, daß der Bogen Apolls den Achill nicht getroffen hätte,denn dieser würde das Tun seines Sohnes nicht gutheißen. Sie glaubt daher, die Götter zu Feinden zu haben und bezeichnet sich als "duobos orba"=doppelt verwaist (Vater im Krieg; Mutter auch weg).-Klage, nicht genug Mutterliebe bekommen zu haben.-Die Mutter habe ihre Erziehung vernachlässigt.-Auch habe sie sich nicht um die Hochzeit der Tochter gekümmert.-Bei ihrer Heimkehr habe sie die Mutter kaum wiedererkannt: nec facies nobis nota parentis erat=und auch das Gesicht der Mutter war uns (=mir) nicht (mehr) bekannt. Allein an ihrer Schönheit, hat sie sie wiedererkannt: te tamen esse Helenen, quod eras pulcherrima, sensi=ich habe gemerkt, daß du dennoch Helena bist, weil du bildhübsch warst. Ganz anders die Mutter: Sie mußte erst einmal nachfragen, wer die Kleine ist (wem gehörst du, Kind?): ipsa requirabas, quae tua nata foret=du selbst fragtest, welche deine Tochter wäre (sein würde).-Traurige Angelegenheit.-Scheiß-family!
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decurio

Samstag, 26. März 2016

FROHE OSTERN WÜNSCHT DIE FRÜHLINGSGÖTTIN OSTARA

Gruß auch an meine zahllosen Schüler (3, 5; in Worten: drei komma fünf) mit einem guten Rat von F. KAFKA: Gebt's auf, gebt's auf!
In diesem Sinne, Kopf hoch und immer nach vorne schauen, dranbleiben, nie aufgeben, immer optimistisch denken, irgendwo hat jeder mal Glück,  wird schon werden, wenn nicht, auch gut.
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decurio (Ausbilder und Menschenfreund)

GRUSS AN DIE PHILOSOPHOI VON FLEINOS UND AN DIE BELEGSCHAFT VON B'S MOTEL

a) vorletzter Post beachten: das Symposion von Fleinos
b) Satire über Norman B., der in B's Motel im Keller Computer ausstopft. Seine Mutter: "Du bist doch ein guter Junge, Norman."-"Ja, Mutter."-"Du treibst dich wieder mit dieser Weibsperson rum. Ich hab dich beobachtet. Hab ich dich so erzogen, Norman?"-"Nein, Mutter." -"Ich bin enttäuscht von dir, Norman. du brichst deiner armen, alten Mutter das Herz. Willst du das, Norman?"-"Nein, Mutter."-"Also tu, was ich dir sage, Norman, du mußt immer auf deine Mutter hören."-"Sehr wohl, Mutter."-Du mußt die Hexe beseitigen."-"Ja, Mutter."-"Du weißt, was du zu tun hast, Norman."-"Ja, Mutter.

OVID: HEROIDES VIII (7): NEC VIRTUTE CARES

V 49-56  : Sie schmeichelt ihm (wickelt ihn um den Finger): er sei ja ein "hero", leider habe er mit "arma invidiosa" gekämpft; schöner wäre es gewesen, wenn er in einer anderen Sache tapfer gewesen wäre (O. hatte Klytaimnestra nebst ihrem Loverboy gemeuchelt.).-Doch er habe sich den Job ja nicht ausgesucht (moral. Rechtfertigung): non lecta est operi, sed data causa tuo (nicht ausgesucht für dein Werk, sondern gegeben worden ist (dir) der Grund (die Ursache dafür)).O. führt also nur das "fatum" aus. Nur dies zählt.
Wie zuvor sein Vater, so mußte jetzt Aegisthos sein Blut geben.-Tadel des Pyrrhus: O. habe ein Verbrechen verübt (laudemque in crimina vertit)-Dagegen H: er habe ruhmvoll gehandelt.-P. erträgt es sogar, ihr ins Antlitz zu schauen (zeigt, daß er kein Unrechtsbewußtsein hat).
V. 57-64: Sie schildert wortreich ihr Leid; ihr fehle die Kraft, ein Schwert zu führen; sie weint; ist zornig; vernachlässigt ihr Äußeres.
V 65-75 : Frage, ob ein Fluch auf den Tantaliden liege?-Geschichte der Leda (praeteritio)-Geschichte der Hippodamia (Zweck: Erläuterung der eigenen Situation; eigene Schilderung und Meinung wird dadurch glaubhafter; Autoritätsbeweis?)
V 76: traurige Rückerinnerung; H. war noch klein.-Vorwurf an die Mutter, die weggeht.-Klage, daß sie selbst dem Neoptolemos als Beute gegeben wurde.-Wunsch, daß Achill noch lebte, denn der würde die Tat des Filius nicht gutheißen.-Klage, sie habe die Himmlischen zu Feinden.-Sie war immer allein.-Der Vater immer im Krieg. Sie war also doppelt verwaist, obwohl beide Eltern noch am Leben waren: et duo cum vivant, orba duobus eram (und obwohl zwei noch lebten, war ich verwaist durch zwei).
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decurio
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AN DIE TEILNEHMER DES SYMPOSIONS IM KELLER ZU HEILBRONN

Nachdem man sich nun denn also über die Mischung des Weines geeinigt hatte, begann Nikos von Fleinos das Gespräch in gar edeltrefflicher Weise, fragend, was denn nun gar das Wesen einer Bierflasche sei, wie sie denn nun beschaffen und zu welchem Ende. Da hub Axellios, gewaltig im Worte, wie folgt an: Gar trefflich fragts du nach dem Sein, dem Wie-Beschaffen und dem Endzweck allen Bieres.
Da sprach Leuchtos (bereits nach dem dritten Bier): Das Wesen einer Bierflasche läßt sich nun denn gar schwer definieren. Also sprach Björnos aus Fleinos: Das Wesen einer Bierflasche ist nun gar das In-Sich-Behalten einer Flüssigkeit zum Zwecke des Trinkens und Vergessens der Realität. Da sprach Axellios: Gewaltiges sprichst du gar, o Björne! Wahrhaft und freilich gar trefflich, auch schön und gut sagts du Großes. Doch laßt uns zunächst die Flötenspielerinnen hinausschicken, damit wir uns dadurch besser über das Wesen und die Tiefe der Dinge und des Seins in edler Weise, wie es Männern aus Fleinos gar zukommt und gebührt, unterhalten können. Und dann nochmal geschwind beim Anfang beginnen, fragend, was denn der Gegenstand der Untersuchung sei, was sein Wesen, seine Beschaffenheit und sein Telos.
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nach PLATON: SYMPOSION

OVID: HEROIDES VIII (Fortsetzung)

V 25-48: Auch sie müsse in dieser Weise zurückgefordert werden.-Krieg sei dazu ein probates Mittel (sie braucht ihn ja nicht zu führen).-Erneuter Appell: Er habe doppelt Grund zu kommen: als Ehemann und als Cousin!-Zuständigkeitskonflikt: der Großvater hatte sie an Orest verscherbelt, der Vater an den Aeciden=Pyrrhus.-Der Wunsch des Großvaters gelte mehr.-Sie hofft auf das Verständnis des Menelaos.-Beispiel der "geliebten" Frau Mutter.-Orest habe ihr gegenüber dieselbe Funktion wie M. gegenüber Helena.-Paris wird mit Pyrrhus identifiziert.-Dieser habe mit den Taten seines Vaters geprahlt (P. wird dadurch in schlechtes Licht gerückt). Auch O. könne stolz auf seinen Vater sein. Der war schließlich der oberste "warlord" vor Troja (dux erat ille ducum), er stand sogar über Achill.-Auch O. stamme in 5. Generation von Jupiter ab (und ich bin der Kaiser von China).
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decurio

GRÜẞE AUS DEM HOBBYKELLER! UND FROHE OSTERN!

Wir essen hier gerade Steak, Würste und Burger, schrauben am Computer herum und lassen es uns mit Filmen wie Black Mass und Mad Max (neueste Version) am großen Bildschirm gutgehen!

A. S. (ante scriptum): Mögliche Störenfriede sind vorsorglich in die Oberwelt verdammt!

Viele Grüße!

OVID: HEROIDES VIII (5)

V. 11-14: zweifacher Vergleich: a) in Form einer rhetorischen Frage: Wäre sie von Barbaren geraubt worden, wäre es ihr nicht sonderlich schlimmer ergangen.-b) Andromache wurde besser behandelt!
V 15-24  : Aufforderung an Orest: er soll sein Recht beanspruchen, und zwar "non timidas...manus", also tapfer (hier wird bereits der spätere Mord an P. antizipiert); starker Gegensatz zu dem himmelschreienden Unrecht: At, tu...; sie appelliert an sein Pflichtgefühl und an seine "pietas" (moral. Erpressung; Anstiftung zur Tat; typisch: Männer machen, Frauen lassen machen; sich ja nicht die Hände schmutzig machen usw.
Vergleich mit Viehdiebstahl-Um wieviel mehr müsse er zur Tat schreiten, wenn die Frau geklaut wird!-Beispiel des Menelaos, der einen "bellum iustum" wegen einer Frau führte (Männer kloppen sich um meist nichtswürdige Frauen, weil sie blöd sind.)-Hätte M. die Hände in den Schoß gelegt (nach dem Motto: Frau weg, kommt die nächste; habe ich mehr Zeit für Fußball.)-wäre Helena immer noch mit dem "gegelten" Frettchen von Paris zusammen.-M. hat 1000 Schiffe (was das kostet!) gerüstet (mille rates; pars pro toto; Metonymie). Von ihm verlangt sie lediglich: ipse veni!=komm selbst (und leg den Kerl um)!
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decurio

Donnerstag, 24. März 2016

OVID: HEROIDES VIII (4)

Um als Unschuld vom Lande dazustehen, betont HERMIONE: Ich habe mich gewehrt ("renui"), es war also kein abgekartetes Spiel ("ne...tenerer"). Das kann übrigens hinterher jeder behaupten. Außerdem sei sie ein schwaches Weib usw. (cetera femineae non valuere manus; hätte besser etwas Kampfsport gemacht). Schließlich sei sie auch nicht "sine vindice" (ohne "Beschützer"; dabei denke ich an etwas ganz anderes!), sie sei "sub domino" (Hermione, eine "sub"?).
Doch PYRRHUS interessiert das Geschwafel nicht. Brutalo, der er ist, schleppt er das arme Mädchen in seine Bude (in sua tecta). Daß sie den Namen des OREST ruft (clamantem nomen Orestae), scheint ihn nicht weiter zu stören, ist er doch "surdior...freto" (tauber als das Meer; P. braucht dringend ein Hörgerät).
Die Gewaltszene wird noch dadurch gesteigert, daß H. "inornatis...comis" ist, also aufgelöstes Haar hat (die Rechnung beim Figaro wird nicht billig; das muß alles der Mistkerl von P. bezahlen).-
---V. 10.
Hier wird m. E. der Leser schon auf den Mord an P. vorbereitet. Er ist so ein "sucker", daß er sterben muß! Es ist nicht schade um ihn!
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decurio

OVID: HEROIDES VIII (3): PYRRHUS ACHILLIDES, ANIMOSUS IMAGINE PATRIS,-INCLUSAM CONTRA IUSQUE PIUMQUE TENET.

Gleich am Anfang wird die Ausgangssituation entfaltet. OVID geht sofort "medias in res", und zwar ohne Umschweife. Ohne die Chronologie zu beachten, setzt OVID da ein, wo HERMIONE bereits in Gefangenschaft ist. Der Leser ist also gleich mitten in der Dramatik. Wir erfahren: PYRRHUS, der Sohn des ACHILLES hält HERMIONE gegen ihren Willen fest (Freiheitberaubung; Paragraph...). Sie bezeichnet sich als "inclusam". Dies wird durch den Zusatz "contra iusque piumque" näher ausgeführt. Sie ist also nicht nur eine "Gefangene", nein, sondern dies geschieht auch gegen menschliches und göttliches Gesetz (Sakrileg). Damit wird der Leser auf die Seite der HERMIONE gezogen. Armes Mädchen, böser PYRRHUS. Von ihm erfahren wir, er sei "animosus imagine patris" (mutig nach dem Bilde des Vaters; er hat also dessen Gene). Allerdings hat der mehr gekämpft und nicht wehrlose Frauen entführt. Abgesehen von der Briseis-Affäre, hatte es ACHILLES sowieso wohl eher mit kämpferischen Knaben, wie dem PATROKLOS. Alle schwul!
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decurio

OVID: HEROIDES VIII (2)

Als ORESTES erwachsen ist (und das Testosteron zu kreisen beginnt), macht er zuerst den AEGISTHUS (mittlerweile wohl eh ein abgehalfterter Playboy) und zweitens sein Frau Mutter jeweils einen Kopf kürzer. Wie sich herausstellt, war die Sache ein Auftragsmord im Namen Apollos. Praktisch.
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Dann macht er sich an HERMOINE heran, seine Cousine. Ihr Vater, MENELAOS, hatte sie bereits an NEOPTOLEMOS (PYRRHOS) verscherbelt. Dieser läßt sich nicht gerne seine "Steckdose" wegnehmen und entführt sie. Normal!
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HERMIONE, anscheinend davon wenig begeistert, schreibt ein Briefchen an ORESTES: Hol mich hier raus, der N. bringt es nicht!
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OREST: Geht in Ordnung. Er geht also nach Thessalien, wo HERMIONE eingelocht ist, befreit sie und killt den N.-Happy end. Sie heiraten und ORESTES wird Boss von MYKENE.
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Poetische Gerechtigkeit: OREST, das Schwein, wird von einer Schlange gebissen und krepiert. Wieder ein A. weniger auf der Welt!
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Nett und gefällig interpretiert von
decurio (Ausbilder unfähiger Rekruten=tirones)

OVID: HEROIDES VIII (1)

Hauptpersonen: a)HERMIONE: sauberes Töchterchen des MENELAOS; Beruf: king of Sparta (wäre ich auch gern; muß mich mal ans Arbeitsamt wenden, ob eine Planstelle frei ist); ihre Mutter ist übrigens HELENA, das war die, die mit dem parfümierten PARIS "rummachte"; wie die Alte so die Tochter oder so ähnlich, ist aber auch egal.
b) ORESTES: Eltern: AGAMEMNON (Griechenführer vor Troja) und KLYTAIMNESTRA; die hatte ihren Alten um die Ecke gebracht, weil sie einen jüngeren "Stecher", nomine AEGISTHOS hatte; da mußte der Alte einfach weg! Normal!-Der hat's halt nicht mehr gebracht.-Ein bißchen undankbar: Der Alte hält vor Troja den Kopf hin, und sein Weib vögelt fremd. Sowas!-Das schreit nach Rache.
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decurio

SENECA: BRIEF 70, 10

Scribonia, eine angesehene Frau, war Tante des Drusus Libo, eines ebenso dummen wie adligen jungen Mannes, eines "größere Dinge hoffenden" als in jener Zeit irgendwer hoffen konnte oder er selbst in irgendeiner (jemals). Als er krank vom Senat in einer Sänfte zurückgebracht worden war freilich (allerdings) nicht mit vielen Begleitern, fing er an, eine Beratung abzuhalten, ob er sich den Tod beibringen oder (ihn) erwarten sollte. Diesem sagte Scribonia: Was erfreut es dich, ein fremdes Geschäft auszuführen? Sie überzeugte jenen nicht: er legte Hand an sich, aber nicht ohne Grund. Denn nach dem dritten  oder vierten Tag (im Begriff) zu sterben nach dem Ermessen (Willen) des Feindes, "führt er (dieser; der sterben soll) ein fremdes Geschäft aus", wenn er (immer noch) lebt.
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(d.h. er tut das, was seine Feinde wollen: er lebt noch ein paar Tage und wird dann gekillt; anstatt sich selber um die Ecke zu bringen und so den Gegnern ein Schnippchen zu schlagen)
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Hier wird eindeutig zu viel gestorben.
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Libo stand übrigens auf der shit-list des finsteren Kaisers Tiberius, das war der mit den Knaben auf Capri.
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decurio

SENECA: BRIEF 70, 9

Entweder beneidest du deinen Henker oder du schonst ihn? Sokrates konnte (hätte können) durch Enthaltsamkeit (Hungerstreik) sein Leben beenden und durch Hunger eher als durch Gift sterben; dennoch verbrachte er 30 Tage im Kerker und in Erwartung des Todes, nicht in der Einstellung (Gesinnung; Erwartung), als ob ("so wie") alles geschehen könnte, als ob eine so lange Zeit viele Hoffnungen zurückbringen würde (gestatten würde), sondern um sich den Gesetzen zu übergeben, so daß (damit) er den Freunden einen "äußersten" Sokrates zum Genießen gäbe (also einen S. in seinen letzten Stunden).
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Na toll! Ich wäre abgehauen. The great get-away. Sokrates war erstens blöd und zweitens eine gräßliche Nervensäge. Nach Freund NIETZSCHE ein Niedergangstyp ohne Instinkte und WILLE ZUR MACHT.
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Man muß den taktischen Rückzug antreten, wenn alles zu spät ist. Dann kann man erneut zusschlagen. Passiv abwarten machen Schafe (lat. oves).
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decurio

SENECA: BRIEF 70, 7-8

Auch wenn dies wahr ist, ist das Leben nicht um jeden Preis zu erkaufen. Es mag sein, daß einige Dinge groß, einige gewiß sind, dennoch möchte ich nicht zu jenen durch ein schändliches Bekenntnis (Eingeständnis:) meiner Schwäche kommen: soll ich bei diesem, der lebt, denken, daß das Schicksal alles vermag, eher als daß ich denke (mir vorstellen soll), daß bei dem, der zu sterben weiß, das Geschick nichts vermag (ausrichten kann)? Doch bisweilen, auch wenn der gewisse Tod drohen wird (bevorsteht) und er wissen wird, daß ihm die Hinrichtung bestimmt ist, wird er der Strafe nicht die Hand anlegen: für sich  würde er Hand anlegen. Dummheit ist es, aus Furcht vor dem Tod zu sterben: es wird (der) kommen, der (dich) umbringt-warte (nur auf ihn): Was kommst du (dem) zuvor? Warum unternimmst du die Verrichtung fremder Grausamkeit?
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Noch ein kleines Gutenachtliedchen für die lieben "Rinder":
Warte nur ein Weilchen, dann kommt er auch zu dir, der Hamann mit dem Hackebeilchen und macht Leberwurst aus dir.
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decurio

Mittwoch, 23. März 2016

ADDENDUM: WIE SANG SCHON RIO REISER DEREINST: MACHT KAPUTT, WAS EUCH KAPUTT MACHT!

DELETE (DELEATIS), QUOD VOS DELET (DELEAT)!-DESTRUITE (DESTRUATIS), QUOD VOS DESTRUAT (DESTRUCTURUM SIT)!
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SENECA: BRIEF 70, 5-6: BEFREIE DICH!

Er denkt immer, wie das Leben ist, nicht wie groß es ist. Wenn (ihm) viele beschwerliche und die Seelenruhe verwirrende Dinge entgegentreten (widerfahren), läßt er sich frei (befreit er sich); und er macht auch dies nicht nur in der äußersten Not, sondern sobald jenem das Geschick verdächtig zu sein beginnt, schaut er sich sorgfältig um, ob (etwa) dort aufzuhören ist. Er glaubt nicht, daß es ihn etwas angehe, ob er (selbst) ein Ende macht oder es empfängt, ob es später oder schneller (früher) geschieht; er fürchtet sich nicht so wie bei einem großen Verlust; niemand kann viel aus dem vom Dach tropfenden Wasser (viel)verlieren (Redeweise: du verlierst nichts Großes dabei; Vergleich des Lebens mit vom Dach tropfendem Wasser). Schneller zu sterben oder langsamer hat keine Bedeutung ("betrifft nicht die Sache"), gut (richtig) zu leben oder schlecht ist von Bedeutung; gut aber zu leben oder zu sterben, ist die Gefahr des schlecht Lebens zu fliehen (davor zu fliehen, schlecht zu leben). Deshalb halte ich den Ausspruch jenes Rhodiers (Mann aus Rhodos=Telesphoros) für sehr weibisch, der, als er von einem Tyrannen in einen Käfig geworfen (gesteckt) worden war und so wie irgendein wildes Tier ernährt wurde, einem Ratenden (jemandem, der ihm einen Rat gab), daß er sich der Speise enthalte (enthalten solle) (zu enthalten), sagte: "Alle Dinge (alles) sind dem Menschen zu hoffen, während (solange) er (noch) lebt (am Leben ist)."
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What a Graeculus!
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decurio

SENECA: BRIEF 70, 3-4

Wir Toren glauben, daß jene (Grenze) eine Klippe ist: sie ist (vielmehr) ein Hafen, bisweilen zu erstreben, niemals (aber) abzulehnen; wenn irgendwer zu dieser in den ersten (frühen Jahren) "hingebracht" worden ist (verschlagen wurde), darf er nicht mehr klagen, als wer schnell gesegelt ist. Denn mit dem einen, wie du weißt, spielen die träegen Winde (sie halten ihn zum Narren), den anderen trägt ein beharrlicher Wind (eine Brise) schnell zum Ziel. Glaube (mir), daß dasselbe uns passiert: die einen führt das Leben schnell dahin, wohin auch den Zögernden zu kommen war (wohin auch die Langsamen kommen mußten), die anderen machte es müde und "kochte" sie (durch) (Bild aus dem Gerber-und Färberwesen). Dieses (das Leben) ist, wie du weißt, nicht immer (unbedingt; unter allen Umständen) festzuhalten; denn es ist nicht ein Gut zu leben, sondern richtig (im philosophischen Sinne) zu leben.
Daher lebt der Weise, wieviel er muß, nicht wieviel er kann. Er wird sehen (danach sehen; schauen), wo er leben wird, mit welchen, wie, was er tun wird.
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decurio

SENECA: 70. BRIEF, 1-2

Nach einem langen Zeitraum habe ich dein Pompeji (wieder)gesehen. In das Blickfeld meiner Jungend (in Sichtweite) bin ich zurückversetzt worden; alles, was ich dort als junger Mann getan hatte, schien ich mir noch immer tun zu können (konnte ich scheinbar..) und nur kurz zuvor getan zu haben. Wir segeln unserem Leben voraus (Perfekt, da aber allgemeine Weisheit mit Präs. übersetzbar), Lucilius, und wie auf dem Meer, wie unser Vergil spricht, "entschwinden die Länder und Städte", (genaus)so lassen wir in diesem Lauf der rasendschnellen Zeit zuerst die Kindheit hinter uns (verlieren sie aus dem Blick),, darauf die Jugend, darauf, was auch immer jenes ist zwischen jungem Mann und Greis, an die Grenze jedes von beiden gestellt (beider), darauf die besten Jahre des Alters selbst; endlich beginnt sich die allgemeine Grenze des menschlichen Geschlechts zu zeigen.
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Und dann geht's "aussi"
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fix "zusammengekloppt"
by decurio-

Montag, 21. März 2016

MELDUNG & GRÜẞE!

Bin angekommen.

Musste ordentlich Mat. aus dem Auto einräumen.

Computer scheinen noch zu laufen.

Warte jetzt auf die in einigen Tagen eintreffenden Kellernachbarn.


Valete!

Sonntag, 20. März 2016

DER WEG DES ARTHUR SCHOPENHAUER: "THE WORLD IS MY IDEA."

Im ersten Buch von "Die Welt als Wille und Vorstellung" macht Old Schopi einen Generalangriff auf den Materialismus.
WILL DURANT:
"How can we explain mind as matter, when we know matter only through mind."
Und weiter:
"No: It is impossible to solve the metaphysical puzzle, to discover the secret essence of reality; by examining matter first, and then proceeding to examine thought: we must begin with that which we know directly and intimately-ourselves. We can never arrive at the real nature of things from without. However much we may investigate, we can never reach anything but images and names. We are like a man who goes round a castle seeking in vain for an entrance, and sometimes sketching the facades. Let us enter within. If we can ferret out the ultimate nature of our own minds we shall perhaps have the key to the external world.
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to sketch=skizzieren
to ferret out=herausfinden; aufspüren
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Der Weg geht also von innen nach außen, nicht von außen nach innen, wie es z.B. die Physiker versuchen, die "nur" an der Oberfläche kratzen. Liebe Physiker, hiermit seid ihr in Rente geschickt. Old Schopi hat gesprochen!

SENECA: EPISTULA 54, 6-7

Mit diesen und Ermahnungen dieser Art (natürlich schweigsamen, denn es war nicht der Ort (günstige Zeitpunkt; evtl. Möglichkeit) für Worte) ließ ich nicht ab, mich anzureden; darauf allmählich machte jene Atemnot, die schon begonnen hatte, ein Erstickungsanfall zu sein, größere Pausen und ließ nach (wurde langsamer). Doch sie blieb zurück, und noch immer nicht, obwohl sie aufgehört hat, "fließt" der Atem gemäß der Natur; ich fühle ein Stocken dessen und eine Verzögerung (ein Verweilen). (Egal), wie er "wollen wird" (künftig will), wenn ich nur nicht im Herzen (im Geist) Atmennot habe. Dies empfange von mir für dich (ich werde dir jetzt etwas von mir verraten): ich werde nicht zittern zum Lebensende hin, ich bin schon vorbereitet, nicht denke ich daran den ganzen Tag (?). Jenen lobe und ahme nach, den es nicht verdrießt zu sterben, obwohl es freut zu leben: was ist es nämlich für eine Tugend (für ein Verdienst), wenn du hinausgeworfen wirst (aus dem Leben), hinauszugehen (so zu tun, als ginge man freiwillig)? Dennoch gibt es auch hier ein Verdienst: ich werde zwar hinausgeworfen ("hinausbefördert"), aber als ob ich ginge. Und deshalb wird der Weise niemals "hinausgeworfen", weil herausgeworfen zu werden ist von dort vertrieben zu werden, von wo du unwillig weggehst: nichts tut der Weise unwillig; er entflieht der Notwendigkeit, weil er will, wozu sie (ihn) zwingen wird.
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the decurio

SENECA: EPISTULA 54, 3-5

Hältst du mich für heiter, daß ich dir dies schreibe, weil ich (der Krankheit noch einmal) entflohen bin? So handle ich lächerlich (mache ich mich...), wenn ich mich an diesem Ausgang (Ende) freue wie an guter Gesundheit, wie jener, "wer auch immer" (wer) glaubt, gewonnen zu haben, wenn er sein Erscheinen vor Gericht verschoben hat. Ich aber habe auch gerade in einem Erstickungsanfall nicht aufgehört, mich durch frohe und starke Gedanken zu beruhigen. Was ist das (wie meinen), sagte ich, so oft erprobt mich der Tod? Soll er tun: ich habe jenen schon lange erfahren. Wann, sagst du? Bevor ich geboren wurde. Der Tod ist nicht zu sein (Nicht-Sein; nicht existieren). Was dies ist, weiß ich schon: dies wird nach mir sein, was vor mir gewesen ist. Wenn irgendwas der Qual in dieser Sache ist, ist es notwendig auch gewesen (war es auch notwendigerweise so), bevor wir hinaus ins Licht gingen; doch wir haben damals (aber) keine Qual empfunden. Ich frage (dich): würdest du einen nicht für ausgemacht dumm halten, wenn irgenwer glaubte, für eine Öllampe sei es schlechter, wenn sie ausgelöscht worden ist, als bevor sie angezündet wird? Auch wir werden sowohl ausgelöscht als auch angezündet: in jener "mittleren" Zeit (Zwischenzeit) leiden wir irgendetwas, vorher und nachher aber ist tiefe Sicherheit (Ruhe). In diesem (darin) nämlich, mein Lucilius, irren wir, wenn ich nicht getäuscht werde (mich nicht täusche), daß wir glauben, daß der Tod (erst) folge, weil (wo doch) jener sowohl vorangegangen ist als auch folgen wird. Alles, was vor uns gewesen ist, ist der Tod; was macht es denn für einen Unterschied, ob du nicht anfängst oder aufhörst, weil die Auswirkung beider Dinge ("jeder von beiden Sachen") diese ist, nicht zu sein?
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the decurio

SENECA LUCILIO SUO SALUTEM: DER 54. BRIEF, 1-2

Lange hatte mir die schlechte Gesundheit Urlaub gegeben; plötzlich hat sie mich (wieder) befallen. Auf welche Art, fragst du? Ganz zurecht fragst du: keine(s) ist mir sogar unbekannt. Einer einzigen Krankheit bin ich gleichsam zugewiesen, von der ("welche") ich nicht weiß, warum ich sie mit einem griechischen Namen benennen soll; denn sie kann "in hinreichend zutreffender Weise" (ausreichend genug; recht passend) Atemnot genannt werden. Sehr kurz aber und einem Sturmwind ähnlich ist der Anfall; fast innerhalb einer Stunde hört er auf: Wer nämlich haucht lange die Seele aus? Entweder alle Widrigkeiten (Unbequemlichkeiten) oder Gefahren des Körpers gingen nämlich durch mich hindurch: keine schien mir beschwerlicher. Warum nicht? Ein anderes, was es auch ist, ist kranksein, dies die Seele von sich geben. Deshalb nennen die Ärzte dies Einübung (Vorübung; Vorbereitung) des Todes; es macht nämlich irgendwann einmal jener Atem, was er oft versucht hat.
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the decurio

Freitag, 18. März 2016

MELDUNG:

Bitte in das "Privatverzeichnis" in der Mailbox wg. Immo-Mails schauen!

BÖSE UND SCHLECHT NACH FRIEDRICH NIETZSCHE

"He observes that the German language contains two words for bad: schlecht und böse. Schlecht was applied by the upper to the lower classes, and meant ordinary, common; later it came to mean vulgar, worthless, bad. Böse was applied by the lower to the upper classes, and meant unfamiliar, irregular, incalculable, dangerous, harmful, cruel; Napoleon was böse. Many simple peoples feared the exceptional individual as a disintegrating force; there is a Chinese proverb that 'the great man is a public misfortune.' Likewise, gut had two meanings, as opposite to schlecht and böse: as used by the aristocracy it meant strong, brave, powerful, warlike, godlike (gut from Gott); as used by the people it meant familiar, peaceful, harmless, kind."
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Napoleon war also böse, aber gut!
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WILL DURANT: THE STORY OF PHILOSOPHY (chapter "F. Nietzsche", V (hero-morality)).

SENECA: EPISTULA 53, 12

Es gibt irgendetwas, wodurch (worin) der Weise dem Gott vorangeht: jener ist  ohne Furcht (fürchtet nicht) durch eine Wohltat der Natur (durch einen Vorzug der Natur; Naturanlage), durch seinen eigenen (Vorzug) der Weise. Das ist eine große Sache, die Schwäche des Menschen zu haben, (aber) die Sicherheit des Gottes. Der Philosophie ist eine unglaubliche Kraft (sie besitzt eine...) "zu der zurückzustoßenden zufälligen Gewalt" (zufällige Gewalt abzuwehren). Kein Geschoß bleibt in ihrem Körper stecken ("sitzt"); sie ist gesichert ("befestigt"), fest: einigen nimmt sie ihre Wirkung und wie leichte Geschosse fängt sie sie spielerisch mit lockerem Gewandbausch auf und schleudert sie in einem fort zu diesem zurück, der sie geworfen hatte. Lebe wohl.
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Ich schleudere meinen Rekruten immer meinen Holzstock an die hohlen Köpfe.
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euer decurio (Ausbilder und Philanthrop)

SENECA: EPISTULA 53, 10-11

Alexander sagte einer Bürgerschaft, einen Teil der Äcker und die Hälfte aller Dinge (des Besitzes) versprechend (d.h. die Bürger versprachen ihm): Mit dieser Absicht bin ich nach Asien gekommen, daß (damit) ich nicht dies empfangen hatte (um nicht dies empfangen zu haben), was ihr gegeben hattet, sondern damit ihr hattet, was ich übriggelassen hatte. Dasselbe (verfügt) die Philosophie für alle Dinge: Ich bin keine diese Zeit künftig Empfangende, welche euch übriggewesen sein wird, sondern ihr werdet das haben, was ich zugewiesen haben werde. Hierhin wende den Geist ganz, setze dich zu ihr, verehre sie: ein großer Zwischenraum (Unterschied) zwischen dir und den übrigen wird sein; du wirst alle Sterblichen um vieles übertreffen, nicht um vieles werden dir die Götter voranstehen. Du fragst, was zwischen dir und jenen ein Unterschied bestehen werde? Sie werden länger sein (existieren). Doch bei Gott es ist (Sache) eines großen Künstlers das Ganze in ein Winziges (Kleines) eingeschlossen zu haben; so viel bietet dem Weisen seine Lebenszeit Raum, wie(viel) dem Gott die Ewigkeit.
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decurio Arminius

SENECA: EPISTULA 53, 8-9

Warum gesteht niemand seine Fehler? Weil er noch immer in jenen ist: den Traum zu erzählen, ist (Sache) eines Wachenden, und seine Fehler zuzugeben (zu gestehen), ist ein Anzeichen der Gesundheit. Wir wollen also aufwachen, damit wir unsere Irrtümer deutlich kundgeben (aufdecken) können (um unsere Irrtümer aufzudecken).Allein die Philosophie wird uns aufwecken, sie allein wird einen tiefen Schlaf vertreiben: widme dich jener ganz. Du bist ihrer würdig, jene ist würdig deiner; "geht, der eine in die Umarmung des anderen" (=umarmt euch gegenseitig). Allen anderen Dingen verneine dich (verweigere dich), stark, deutlich (offenkundig); es besteht kein Anlaß (du hast keinen Grund; es ist nicht möglich), daß du auf Bitten (auf Widerruf) philosophierst. Wenn du krank wärest, hättest du die Sorge für das Hauswesen (Vermögen) unterbrochen (unterbrechen müssen) und die gerichtlichen Geschäfte (Angelegenheiten) wären dir ausgefallen (hätten aufhören müssen) und niemanden würdest du so hoch schätzen, für den du als Anwalt beim Nachlassen (der Krankheit) (auf das Forum) herabstiegst; mit ganzem Herzen würdest du dies betreiben (wärest du darauf bedacht), daß du möglichst bald von der Krankheit befreit würdest. Was denn? Wirst du nicht auch jetzt dasselbe tun? Schicke alle Hindernisse weg (beseitige sie) und sei frei für den rechten Geist: niemand gelangt zu jenem als Beschäftigter (wenn er beschäftigt ist). Die Philosophie übt ihre Befehlsgewalt aus; sie gibt Zeit, sie empfängt sie nicht; sie ist keine Nebensache; sie ist eine Hauptsache, sie ist die Herrin, sie hilft und befiehlt.
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by decurio

Dienstag, 15. März 2016

LUCRETIUS CARUS (96-55 V. CHR.): DE RERUM NATURA

LUKREZ verfaßte ein schwer verdauliches Elaborat über die Natur bzw. über das Wesen der Dinge. Darin "verwurstet" er epikureisches Gedankengut sowie Lehren des Demokritos, eines Atomisten. Letzterer lehrt, daß es drei Dinge gibt: Leerer Raum (sehr gut veranschaulicht durch die Köpfe einiger meiner ehemaligen Schüler), Atome und Bewegung. Es gibt außerdem noch: die grenzenlose Dummheit (Anm. d. Verf.).-Die Atome fallen immer und für alle Ewigkeit in gerader Bahn nach unten. Da das auf Dauer ein wenig langweilig ist, führte Lukrez den Zufall ein. Durch diesen Zufall weichen nun die Atome von der geraden Fallrichtun ab (declinatio). Sie kommen sozusagen auf die schiefe Bahn. Durch diesen Delikt entstand die Welt. Atome als Verbrecher! Welt als Produkt verbrecherischer Atome. Und ich mitten drin.
Die Epikureer warenAnhänger der Lehre vom Zufall. Sie befreite sie von der starren Notwendigkeit des Fatums (Schicksals), wie es die Stoiker lehrten. Wer eine "Lustlehre" (Hedonismus) vertritt, braucht keinen Rigorismus.
Ein großes Verdienst des Lukrez ist es, daß er die Menschen vor abergläubiger Furcht vor den Göttern, wie sie später etwa im Christentum gelehrt wird, befreien will.
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Quelle: Johannes Hirschberger (geb. 1900): Kleine Philosophie Geschichte (Herderbücherei, Freiburg im Breisgau 1961-1977.

SENECA: DE PROVIDENTIA (KURZER TEXT)

Ecce spectaculum dignum (Das ist ein würdiges Schauspiel), ad quod (zu welchem) respiciat ("zurückblickt"; welches beachtet) intentus operi suo (voller Eifer für sein Werk; bedacht für/ auf sein Werk) deus (der Gott), ecce par deo dignum (es ist gleich würdig eines Gottes/ einem Gott; dignus+abl.), vir fortis (der rechtschaffene Mann) cum fortuna mala compositus ("mit" schlechtem Schicksal; unter schlechten Geschick (Umständen) ruhig/ gelassen), utique (jedenfalls; auf jeden Fall; besonders) si et provocavit (auch wenn er es; sogar wenn er es herausgefordert hat; oder: sogar wenn es ihn herausgefordet hat). Non video, inquam (Ich sehe nicht, sage ich), quid habeat in terris Iuppiter pulchrius (was Jupiter auf Erden Schöneres hat; besitzt), si eo (wenn er dorthin) convertere animum velit (den Geist wenden will), quam (hier kann ich meine eigene Schrift nicht lesen; ich glaube, es muß "quam" heißen) ut (als daß er) spectet Catonem (den Cato betrachtet) iam partibus non semel fractis (nachdem die Teile (der "res publica") nicht einmal schon (nicht nur einmal) zerbrochen worden waren (frangere= auch: schwächen; zerschmettern; pars=auch: Partei; die Teile des Staates??) stantem (stehend; bezogen auf "Cato); wie er fest dasteht; wie er unerschütterlich dasteht; den unerschütterlich im Zusammenbruch des Staates dastehenden Cato), nihilo minus (und den um nichts weniger; nichtsdestoweniger) inter ruinas publicas (den unter den "öffentlichen Zusammenbrüchen (Untergang, Ruin, Einsturz u. dergl., von "ruere"=stürzen) rectum (aufrechten; bezogenauf "Catonem").
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tutto chiaro?
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by decurio
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Again lotta thanx for "sweets" and Clausthaler-Bier (werde mich hemmungslos vollaufen lassen!). Beerdrinkers, hellraisers!
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Werde des weiteren für Schülerin L. beim Procurator von Trier (mein collega) den Titel einer "Latinissima" bzw. "studiosissima" beantragen; muß nur noch genehmigt werden, ist aber bei kleinem Bakschisch no problem. Erwarte Anruf.
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Der Pate

AD PRAEFECTUM AUGUSTAE TREVERORUM: VIRTUS PER SE IPSA ADPETENDA (Die Tugend ist um ihrer selbst willen anzustreben; sie trägt ihren Lohn in sich.)

Now to s.th. completely different: =nunc ad aliquid omnino dissimile:
Der Schieber für die Entsicherung meiner "Weihrauch Black Arrow (HW 70)" ist herausgefallen. Habe versucht, ihn wieder reinzukriegen, aber ohne Erfolg. Dank den Jungs von Waffen-Demmer ist das aber geglückt. Die hatten einfach den richtigen Imbus-Schlüssel und das richtige know-how (im Gegensatz zu mir; dafür kann ich besser Latein).
Habe mit einem vom Team, ein strammer, aufrechter Typ, längere Zeit gesprochen und mir u.a. die Winchester CO2 von Weihrauch angesehen. Edles Teil-very historical! Reminds you of the old west. Einer seiner Bekannten hat die in echt!
Der Schützenverein in "Peipelberg" hat immer Mittwochs offen. Man kann auch Kleinkaliber schießen. Samstags ist nur auf Anfrage offen.
Den Peacemaker Colt von Umarex gibt es bald für Diabolos. Tolles Gerät.
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Jetzt kann ich endlich wieder Löcher in die Geographie schießen und die alte "Schogotte", die mir auf dem Kopf rumtrampelt, terrorisieren. Seit heute wird wieder zurückgeschossen! Schogotten sind bei H P. Lovercraft unheiliges, entartetes Protoplasma, also so wie die fette Qualle, die über mir wohnt, aber tief unter mir steht. Schogotten sind übrigens Diener der "großen Alten". In diesem Sinne...
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Es grüßt
decurio

FLEISSIG! ... ABER WIRD DAS AUCH HINREICHEND ENTLOHNT? *g*

Montag, 14. März 2016

SENECA: EPISTULA 47, 18-21

Es wird irgendeiner nun sagen, daß ich die Sklaven "zu der Freiheitsmütze" rufe (=zur Freiheit aufrufe) und die Herren von ihrem Gipfel herabwerfe, weil ich gesagt habe, sie mögen eher den Herrn verehren als fürchten. So ganz und gar, sagt er? Sie sollen (ihn) verehren wie Klienten, wie Aufwartende (Marke "Grüßaugust"). Wer das sagt (gesagt haben wird), vergißt, daß es den Herren nicht zu wenig sei, was dem Gott genug ist. Wer (ihn) verehrt, wird auch geliebt: Liebe kann mit Furcht nicht vermischt werden (läßt sich nicht...). Ich glaube also, daß du sehr richtig gehandelt hast, daß du von deinen Sklaven nicht gefürchtet werden willst, daß du die Zurechtweisung mit Worten benutzt: durch Schläge werden "die Stummen" (=Tiere; kein Tierfreund!) ermahnt. Nicht alles, was uns "anstößt", verletzt auch; aber zur Wut zu gelangen zwingen uns der Luxus (das Wohlleben; Sinn ?), so daß alles, was nicht dem Willen entspricht, den Zorn hervorruft. Wir "ziehen uns" die "Gemüter" der Könige an (wir eignen uns deren tyrannische Wesensart an); denn jene auch, vergessend sowohl ihrer Kräfte (Macht) als auch fremder Schwäche, entbrennen so, rasen dermaßen, als ob sie Unrecht erfahren hätten, "von welcher Sache Gefahr" (von welcher Gefahr) jene die Größe ihrer Stellung sehr sicher macht. Und auch nicht wissen sie dies nicht (d. h. sie wissen ganz genau), aber sie ergreifen die Gelegenheit des Schadens "durch ihr Klagen" (indem sie "einen auf beleidigt machen"); sie empfingen Unrecht, um es zu tun.
Länger will ich dich nicht aufhalten; dir ist nämlich keine Ermahnung nötig. Dies (diesen Vorteil) haben unter anderem die guten sitten (Charakterzüge): sie gefallen sich selber, sie bleiben. "Leicht" (unbeständig) ist die Bosheit, oft verändert sie sich, nicht zum Besseren, sondern zu dem anderen (=dem Schlechteren). Lebe wohl.
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by decurio

SENECA: EPISTULA 47, 17

Er ist (doch) ein Sklave. Aber vielleicht freien Geistes. Er ist ein Sklave. Wird es ihm schaden? Zeige (mir), wer es nicht ist: der eine dient der Lust, der andere der Habgier, ein anderer (wiederum) dem Ehrgeiz, alle der Hoffnung, alle der Furcht. Ich werde dir einen ehemaligen Konsul "geben" (zeigen), dienend einem alten Weibe, ich werde dir einen Reichen zeigen, (dienend) einer Magd, ich werde dir edle Jünglinge zeigen, Sklaven von Schauspielern (Schmierenkomödianten): keine Knechtschaft ist häßlicher als die freiwillige. Daher gibt es keinen Anlaß, daß diese Übersättigten dich abschrecken, daß du dich deinen Slaven als heiter erweist und nicht in stolzer Art als stolz: sie sollen dich eher verehren als (daß) sie dich fürchten.
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by decurio
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Oderint, dum metuant (Caligula)=mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten.

SENECA: EPISTULA 47, 13-16

Lebe mit deinem Sklaven milde, auch freundlich, und lasse jenen auch zum Gespräch zu und zur Beratung und zur Gesellschaft.-An dieser Stelle wird mir die ganze Schar der Verwöhntem zurufen: nichts (ist) als diese Sache niedriger, nichts schimpflicher. Diese selbigen werde ich aber ertappen, küssend die Schar fremder Sklaven (wie sie...). Seht ihr nicht einmal jenes, wie unsere Vorfahren die ganze Gehässigkeit den Herren, die ganze Kränkung für (zugunster der) die Sklaven entzogen (den Sklaven entzogen). Den Herrn nannten sie Familienvater, die Sklaven, was noch immer bei den Schauspielen fortdauert, Hausgenossen; sie führten einen Festtag ein, an dem nicht nur die Herren mit den Sklaven speisten, sondern auf jeden Fall (dies taten); sie erlaubten jenen im Haus "Ehren" (Ehrenplätze), Recht zu sprechen und glaubten, daß das Haus ein kleiner Staat sei. Was denn? Soll ich alle Sklaven an meinen Tisch setzen ("bewegen"; hinbringen)? Nicht mehr als alle Freien. Du irrst, wenn du glaubst, daß ich auch gewisse (Menschen) gleichsam (von) "schmutzigerer Arbeit" zurückweisen werde (also die, die irgendwelche Knechtsdienste leisten, wie z. B. jenen Maultierknecht und jenen Ochsentreiber (tolle jobs!). Nicht durch (aufgrund ihrer) ihre Dienstleistungen werde ich sie einschätzen, sondern durch ihre Sitten (ihren Charakter): jeder gibt sich selbst den Charakter, der Zufall weist die Aufgaben zu. Einige mögen mit dir speisen, weil sie würdig sind, einige, damit sie es sind; wenn irgendwas Knechtisches nämlich in jenen vom schmutzigen Umgang ist, wird es der Umgang mit den Ehrenvolleren (Gebildeten) vertreiben. Es gibt keinen Grund, mein Lucilius, daß du einen Freund nur auf dem Marktplatz (Platz, wo Politik gemacht wurde; Anm.) und im Rathaus suchst: wenn du sorgfältig achtgeben möchtest (Potentialis,; zeitstufenlos; oder Fut. II: achtgegeben haben wirst=achtgibst, aufpaßt, wirst du (ihn) auch zuhause finden. Oft liegt ein guter Stoff brach ohne Künstler: versuche und du wirst erfahren. Wie der dumm ist, wer, im Begriff ein Pferd zu kaufen, es nicht selbst besichtigt, sondern seine Decke und Zügel, so ist der äußerst dumm ( "strunzblöd"), der einen Mensche entweder nach dem Gewand oder seiner äußeren Lage, die uns nach Art eines Gewandes "umgeben" ist (uns umgibt), einschätzt.
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by decurio
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(Der Seneca soll mal nicht so tun. Er war schließlich einer der reichsten Männer der damaligen Zeit. Außerdem: Wer soll schaffen, wenn es keine Sklaven gibt. Das ganze Wirtschaftssystem basierte damals auf Sklaven. Da es gut funktionierte, konnte dies unter wirtschaftlichen Gesichtpunkten gar nicht so schlecht sein. Sklaven sind halt eine praktische Angelegenheit.- Noch im 19 Jahrhundert hat das funktioniert. Die Südstaatler hatten ihre "negroemen" für ebensolche Arbeiten und waren sogar bereit, dafür ins Feld zu ziehen und zu sterben. So sehr hingen sie an ihrem System, das ihnen große Vorteile brachte-vor allem die Befreiung von banausischer Arbeit. Da hätte ich auch für "good old Dixie" gekämpft. Was man nicht alles tut, um nicht arbeiten zu müssen!)

Sonntag, 13. März 2016

SENECA: EPISTULA 47, 11-12

Ich will "mich nicht in einen so großen Ort hineinschicken" (=auf ein so weites Feld einlassen) und über den Gebrauch (Umgang mit) der Sklaven Erörterungen anstellen (sprechen), zu denen wir sehr hochmütig, grausam, beleidigend sind. Dennoch ist dies "die Summe" (der Kern) meiner Lehre: so mögest du mit einem Niedrigeren leben, wie du willst, daß mit dir ein Höherer lebe. Wie oft dir in den Sinn gekommen ist, wieviel dir gegen deinen Sklaven erlaubt ist (wieviel du dir rausnehmen kannst), komme dir (auch) in den Sinn, daß deinem Herrn ebensoviel gegen dich erlaubt sei. Aber ich, sagst du, habe keinen Herrn. Es ist das gute Alter (du hast eine schöne Zeit): vielleicht wirst du (irgendwann) einen haben. Weißt du nicht, in welchem Alter (wann) Hecuba anfing zu dienen, in welchem Kroesus, in welchem die Mutter des Dareus, in welchem Platon, in welchem Diogenes?
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decurio (genug für heute, morgen ist auch noch ein Tag)
Rome wasn't built in one day!

SENECA: EPISTULA 47, 9-10

Ich sah vor der Türschwelle des Callistus seinen Herrn stehen und diesen, der jenem "die Aufschrift aufgezwungen hat" (zum Verkauf bestimmte Sklaven trugen ein Täfelchen), der ihn unter den unbrauchbaren Kaufsklaven vorgeführt hatte, während andere eintraten, ausgeschlossen werden. Es stattete jenem  jener Sklave (so) Dank ab, in die erste Zehnergruppe (=die schlechteste Ware) geworfen ("gesteckt"; weil er...), in der der Ausrufer seine Stimme erprobt: er verschmähte sowohl selbst zur Abwechslung jenen, als auch hielt er ihn für seines Hauses unwürdig. Der Herr hat den Callistus verkauft: aber dem Herrn "wie viel Callistus" (hat C. ihm heimgezahlt). Möchstest du bedenken, daß dieser, den du deinen Sklaven nennst, aus denselben Samen entstanden, denselben Himmel genießt, gleich atmet, gleich lebt, gleich stirbt! So kannst du jenen als freigeboren ansehen, wie jener dich als Sklaven. Bei der Varianischen Niederlage hat das Schicksal viele "glänzend" Geborene (von hoher Geburt), den senatorischen Rang durch den Kriegsdienst "erhoffend" (unter günstigen Vorzeichen beginnend), niedergedrückt: den einen von jenen machte es zu einem Hirten, den anderen zu einem Wächter des Hauses. Verachte (du) nun einen Menschen von diesem Schicksal/ eines solchen Schicksals, in das du "hinübergelangen" kannst (kommen kannst), während du verachtest.
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by decurio Arminius

SENECA: EPISTULA 47, 7-8: SITTEN WIE IM ALTEN ROM!

Ein anderer, als "Diener des Weins" (Mundschenk), nach weiblicher Art geschmückt, kämpft mit dem Alter: er kann nicht dem Knabenalter entfliehen, er wird zurückgezogen (dahin zurückgebracht), und schon von kriegerischem Äußeren, (dennoch) glatt, nachdem die Barthaare abrasiert oder völlig ausgerissen wurden, durchwacht  er "in der ganzen Nacht" (hält die ganze Nacht hindurch Wache), die er zwischen der Trunkenheit des Herrn und der Lust teilt, im Schlafzimmer ist er ein Mann, beim Gastmahl ein Knabe. Ein anderer, dem die Prüfung der Gäste anvertraut ist, bleibt ununterbrochen stehen und wartet ab, welche Schmeichelei und Unmäßigkeit entweder der "Speiseröhre" (also Fresserei) oder der Zunge (Schwatzhaftigkeit) zur Wiedereinladung für den folgenden Tag empfiehlt. Füge die Einkäufer (für die Küche) hinzu, denen die genaue Kenntnis des herrschaftlichen Gaumens ist (die...haben), die wissen, welcher Sache Geschmack jenen reizt, wessen Anblick ihn erfreut, durch wessen Neuheit (durch welche Neuartigkeit des Genusses) der mit verdorbenem Magen (wieder) aufgerichtet (augepäppelt) werden kann, was ihn allein schon durch den Überdruß anekelt, auf was er an jenem Tag Hunger hat. Mit diesen zu speisen erträgt er nicht und hält es für eine Verminderung seiner Würde (Hoheit), zu demselben Tisch mit seinem Sklaven zu gehen. Die Götter (mögen es besser geben=Gott bewahre)! Wie viele von diesen hat er zu Herren!
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by decurio

SENECA: EPISTULA 47, 5-6

Darauf wird ein Sprichwort für dieselbe Anmaßung immer wieder hervorgebracht, daß es ebensoviele Feinde gebe, wie Sklaven: wir habe jene nicht als Feind, sondern wir machen sie dazu. Inzwischen übergehe ich alle Grausamkeiten (Grausamkeiten, die bisweilen passieren), Unmenschlichkeiten, weil/ daß wir sie nicht so wie Menschen, sondern wie Zugtiere mißbrauchen, daß, wenn wir uns zum Speisen hingelegt haben, einer die Spucke (Plural) wegwischt, der andere, unter dem Sofa liegend, die Überreste der Betrunkenen aufsammelt.  Ein anderer (wiederum) zerlegt die kostbaren Vögel (das Geflügel); durch Brust und Schenkel schlägt er Stücke heraus, mit sicheren "Führungen" (Bewegungen) die geübte Hand hin-und herbewegend, unglücklich, wer nur für diese eine Sache lebt, daß er Mastgeflügel ordentlich zerlegt, außer daß der erbärmlicher ist, der dies des Vergnügens wegen (andere) lehrt, als derjenige, der es der Not wegen lernt/ lernen muß.
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by decurio

SENECA: EPISTULA 47, 1-4

Gern (mit Freude) habe ich von diesen, die von dir kommen erfahren, daß du vertraut mit deinen Sklaven lebst; dies ziemt sich für deine Klugheit, deine Bildung. Es sind Sklaven. Ja sogar Menschen. Es sind Sklaven. Nein vielmehr Haugenossen. Es sind doch Sklaven. Nein vielmehr niedrige Freunde. Es sind doch nur Sklaven. Ja sogar Mitsklaven, wenn du bedenkst, daß dem Schicksal gegenüber beiden genausoviel frei steht (erlaubt ist; d. h. beide sind gleichermaßen dem Schicksal unterworfen). Daher lache ich über diese, die es für schändlich halten, mit ihrem Sklaven zu essen: warum, außer weil eine sehr hochmütige Sitte den speisenden Herrn eine Schar (um ihn) stehender Sklaven umgibt? Er frißt mehr, als er fassen kann, und durch seine ungeheure Gier überlädt er den auseinandergedehnten und seiner "Aufgabe des Bauches" (natürliche Verdauung) entwöhnten Magen, so daß er mit größerer Mühe alles herausschafft (mit einem Brechmittel), als er hineingeschafft hat. Doch den unglücklichen Sklaven ist es nicht einmal zu diesem (dazu) erlaubt, die Lippen zu bewegen, daß sie sprechen; durch die Rute wird jedes Gemurmel unterdrückt, und nicht einmal unbeabsichtigte Dinge sind von den Schlägen ausgenommen (werden von Schlägen verschont), (wie z. B.) Husten, Niesen, Schluckauf; mit großem Übel wird das durch irgendein Wort unterbrochene Schweigen gebüßt (bezahlt); die ganze Nacht bleiben sie nüchtern und stumm stehen. So geschieht es, daß diese über den Herrn reden, denen es nicht erlaubt ist vor dem Herrn zu sprechen. Aber jene, denen nicht nur vor den Herren, sondern auch mit ihnen selbst "ein Gespräch" (möglich) "war", deren Mund nicht "zusammengenäht" wurde, waren bereit, für ihre Herren den Nacken darzubieten (den Hals zu riskieren), eine drohende Gefahr auf ihr Haupt zu ziehen; bei den Gastmählern sprachen sie, aber bei den Foltern (auf der...) schwiegen sie.
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by decurio

Samstag, 12. März 2016

(MACHE) MELDUNG:


1. Stiefel sind da - sehen gut aus!
    Camel active hat auch tolle Sachen, ist aber teurer.

2. Pfiba-Saft ist in Vorbereitung.

3. Erwäge Bestellung einer Kung-Fu-Jacke - sehr bequem.
    (Amazon-Versand, Princess of Asia)

4. Schau dir mal Kampfsport-Videos von Jake Mace an!
    Er beschäftigt sich mit straßentauglichem Kung-Fu. 

5. Für Kampfsport im Stehen ist Boxen eine gute Grundlage,
    aber Kick-Thai-Boxen eine gute Weiterführung!
    Alles, was mit irrationalen Formalismen nervt, ist aber für den Eimer. 

6. Die Computer können jetzt auch zunehmend Go-Spieler schlagen.


Vale!

WEITERE BRIEFE SENECAS: EPISTULAE 47, 53, 54, 61, 70, 76, 89

47: Man soll seine Knechte nicht allzusehr schikanieren, sonst gehen die stiften oder fallen um und sind tot; schließlich haben die ja mal Geld gekostet.
53: Seekrankheit sowie seelische Krankheit (nimm Haldol und du fühlst dich wohl)
54: Gedanken ans Ende (wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe)
61: Sich nicht gegen das Leben, aber auch nicht gegen den Tod stellen (sträuben): Leben gut, Tod gut, alles gut.-"Death is o.k."-Charles Bukowski.
70: freiwilliger Tod (wer wird denn gleich)
76: Das "summum bonum" ist das "honestum" (das "Schönwahrgut"; das "Edeltreffliche")
89: Philosophie muß praktisch anwendbar sein!- (Warum dann dieser Umweg?)
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Wenn es uns beliebt, werden wir auch diese Briefe übersetzen; bisher geruhten wir noch nicht.
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SENECA: EPISTULA 26, 10

Gerade dies ist es, warum wir (darüber) nachdenken müssen: immer muß man lernen, was wir nicht prüfen können, ob wir es (auch) wissen (können): Gedenke des Todes: wer dies sagt, befiehlt, daß wir der Freiheit gedenken (an die...denken). Wer zu sterben gelernt hat, hat verlernt zu dienen; er ist (steht) über jeder Macht, wenigstens (gewiß) außerhalb jeder. "Was zu jenem" (was bedeutet für ihn) Gefängnis und Haft und Riegel? Er hat einen freien Ausgang. Es gibt eine einzige Kette, die uns "angebunden hält", die Liebe zum Leben, die, wie (auch wenn) sie nicht wegzuwerfen ist, so ist sie zu (doch) vermindern, so daß, wenn irgendwann die Sache (Lage) es erfordert (erforderlich macht), nichts uns abhält (abhalten kann) und (auch nicht) hindert, daß wir bereit sind, was irgendwann einmal (über kurz oder lang) (sowieso) gemacht werden muß, sogleich zu tun (auszuführen; sogleich danach zu handeln). Lebe wohl.
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by decurio

SENECA: EPISTULA 35, 3-4

Es kommt zu uns von diesen, die wir lieben, auch als Abwesende Freude, aber diese ist leicht und kraftlos. Der Anblick und die Gegenwart und der Umgang hat irgendetwas von lebendiger Freude, jedenfalls wenn du nicht nur denjenigen, den du möchtest, sondern wie beschaffen du ihn möchtest, siehst. Bring dich daher mir, als ein großes Geschenk, und, damit du dadurch dich mehr einsetzt (dies eifrig betreibst), bedenke, daß du sterblich bist, ich (aber) ein alter Mann (bin). Eile zu mir, doch zu dir früher. Schreite voran und vor allem kümmere dich darum (sorge dafür), daß du dir gleich bleibst (konsequent bleibst; dir treu bleibst; mit dir übereinstimmst). Sooft du in Zukunft prüfen willst, ob irgendwas (von dir) getan (vollbracht) worden ist, beobachte (erwäge), ob du heute dieselben Dinge (dasselbe) willst, welche gestern (wie gestern) (scil: welche du gestern gewollt hast). Der Wechsel des Wollens zeigt an, daß der Geist "schwimmt" (schwankt), daß er bald hier, bald dort erscheint (sich zeigt), je nachdem wie der Wind ihn fortträgt. Nicht streift umher, was fest und gegründet ist. Diese wird dem vollkommenen Weisen zuteil (kommt nur dem...zu), bis zu einem gewissen Grad auch dem "Fortschreitenden" und dem "Fortgeschrittenen" ("dem fortgeschritten Seienden")(scil: in der Weisheit). Was macht das für einen Unterschied? (Was liegt daran?) Dieser wird zwar bewegt, dennoch geht er nicht "hinüber" (scil: zu einem anderen Platz; in eine andere Richtung), aber er schwankt (dabei) auf seinem Platz; jener (aber) wird nicht einmal bewegt. Lebe wohl.
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Der vollkommene Weise ist---tot, aber von äußerster Konsequenz.
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Übersetzung wie immer: by the one and only
decurio Arminius (Ausbilder und Menschenfreund)

SENECA: EPISTULA 35, 1-2: SENECA WILL KEINEN "DUMMI" ALS KUMPEL

Wenn ich dich sehr bitte, daß du studierst (Dich um die Wissenschaften bemühst), betreibe ich mein Geschäft (meine Angelegenheit, mein Ding; d. h. ich tue es auch zu meinem Vorteil): ich will einen Freund haben, was mir nicht zuteil werden kann (gelingen kann; glücken kann), außer du fährst fort, wie du begonnen hast, dich zu vervollkommnen. Denn jetzt liebst du mich, aber du bist kein Freund. Was denn? Diese Dinge sind unter sich (untereinander) verschieden? Ja sogar unähnlich. Wer ein Freund ist, liebt; wer liebt, ist nicht auf jeden Fall ein Freund; daher nützt die Freundschaft immer, die Liebe schadet auch manchmal. Wenn "nichts anderes" (wegen nichts anderem; zu nichts anderem), mache wegen diesem (dazu; deswegen) Fortschritte, daß du lernst zu lieben. Beeile dich also, während du für mich dich weiterentwickelst, damit du dieses nicht für einen anderen gelernt hast. Ich allerdings erhalte schon (jetzt) den Lohn ("die Frucht"), wenn ich mir vorstelle, daß wir eines Sinnes sein werden und all dies, was von der Kraft meinem Alter geschwunden ist, zu mir aus (von) deinem (Alter), obwohl es nicht viel (von meinem) entfernt ist, zurückkehren wird: aber dennoch will ich durch (aufgrund der...) die Sache selbst (realiter) fröhlich sein.
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by decurio Arminius

Freitag, 11. März 2016

SENECA: EPISTULA 26, 8 f.

Schon wollte ich schließen und die Hand "schaute" (strebte; neigte sich...zu) zum Schluß (des Briefes), doch sind die Schulden zu bezahlen und diesem Brief ist ein Reisegeld zu geben (mitzugeben). Glaube nicht. daß ich sage, woher ich das Geliehene nehmen werde: du weist, wessen Kasse ich benutze. Warte auf mich noch ein bißchen und "aus dem Haus" (=aus eigenen Mitteln) wird die Zahlung gemacht werden (erfolgen); inzwischen (vorläufig) wird Epikur aushelfen, der sagt: Bereite dich auf den Tod vor, oder, wenn dieser Sinn so angemessener zu uns "hinübergehen" kann (oder wenn es so passender, "hinüberzugehen"...?): Es ist eine hervorragende Sache, den Tod zu erlernen. Du glaubst , daß es vielleicht überflüssig sei zu lernen, was nur einmal zu gebrauchen ist.
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decurio

SENECA: EPISTULA 26, 6-7

Nimm die Beurteilung (Meinung) der Leute weg (=beachte sie nicht): zweifelhaft ist sie und "wird in jede von beiden Richtungen geteilt" (teilt sich...=es gibt pro und contra). Lasse die ein ganzes Leben lang getriebenen Studien beiseite: der Tod wird über dich ein (verbindliches) Urteil verkünden. So spreche ich (ich will mal so sagen): wissenschaftliche Erörterungen (Gespräche) und gelehrte Unterredungen und aus den Lehren der Weisen gesammelte Worte und eine gebildete Rede(weise) zeigen nicht die wahre Kraft des Geistes; es ist nämlich auch den Furchtsamsten eine kühne Rede. Was du getan hast (geleistet, vollbracht hast), wird dann offenbar (sich zeigen), wenn du die Seele aushauchst. Diese Bedingung nehme ich an, ich scheue nicht das Urteil (schrecke nicht davor zurück). Dies spreche ich mit mir (bei mir), aber glaube es, daß ich auch mit dir (darüber) gesprochen habe. Du bist jünger (recht jung): Was liegt daran? Die Jahre werden nicht abgezählt (zählen nicht; sind nicht so wichtig). Es ist ungewiß, an welchem Ort dich der Tod erwartet; erwarte jenen also an jedem Ort (und zu jeder Zeit).
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Ganz schnell kann es vorbei sein oder "rück-zück", wie der Franzose sagt!
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by decurio

SENECA: EPISTULA 26, 4-5: "IT'S BETTER TO BURN OUT THAN TO FADE AWAY."

Es ist das höchste Unglück (der größte Nachteil", sagst du, weniger zu werden und zugrundezugehen und, um es treffend (genau) zu sagen, sich aufzulösen. Denn wir sind nicht (ur)plötzlich niedergeworfen und hingestreckt worden: wir werden zerpflückt, die einzelnen Tage entziehen den Kräften irgendetwas. Ist (etwa) irgendein Tod besser, als zu seinem Ende hin, während sich die Natur auflöst, auseinanderzufallen? Nicht weil der Todesstoß "irgendetwas des Übels" ist (wäre) und der plötzliche Ausgang (aus dem Leben; engl: to check out), sondern weil dies ein sanfter Weg ist, "weggenommen zu werden" (also "den Löffel abzugeben"). Ich wenigstens, wie wenn (als ob gleichsam) , sich die Bewährungsprobe nähert (als nähere sich...) und jener Tag, künftig das Urteil bringend (fällend) über meine Jahre, gekommen ist, beobachte mich so und spreche mich an: Nichts ist es (gibt es), sage ich, bisher, was wir (=ich) entweder durch Taten oder durch Worte  gezeigt (geleistet) haben (habe); diese sind leichte (nichtige) und trügerische Pfänder des (deines) Geistes, und eingewickelt in viele künstliche Reize (Lockmittel; Verlockungen): was (wie weit) ich fortgeschritten bin (sein mag), werde ich dem Tod überlassen (nämlich das Urteil darüber). Nicht ängstlich werde ich daher auf jenen Tag gefaßt gemacht (mich gefaßt machen), an dem ich, nachdem Kunstgriffe und Schönfärbereien beseitigt worden waren (also ohne Kunstgriffe...), über mich urteilen werde, ob ich (nur) "tapfere Dinge" spreche oder (auch) fühle (d. h. ob ich nur ein "big-talking man" bin oder aber im Herzen tapfer), ob es etwa Verstellung (Heuchelei; Schein) gewesen ist und Possenspiel, was auch immer ich gegen das Schicksal an trotzigen Worten geschleudert habe.
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by decurio

SENECA: EPISTULA 26, 3

Wir wollen jenem glauben: er soll (ruhig) sein "Gut" gebrauchen (sich dessen erfreuen). Er befiehlt "ans Denken zu gehen" (daß ich nachdenke) und zu sehen (herauszufinden), was ich aus (von) dieser Seelenruhe und Mäßigung der "Sitten" (Gewohnheiten) der Weisheit schulde (verdanke), was dem Alter, und gründlich untersuche (eigentlich "ausschüttle"; vgl unser: auf etwas abklopfen), was ich nicht (mehr) machen kann, was ich nicht (tun) möchte (obwohl ich es vielleicht (gerade) noch (mit Ach und Krach) könnte), künftig  (es) "geradeso/ ebenso haltend" (geradeso zu betrachten; anzusehen) wie (und=wie nach Ausdrücken der Gleichheit wie "proinde") wenn ich es nicht will, worüber auch immer ich mich freue, es nicht zu können (alles, worüber ich mich freue, es nicht zu können (daß ich es nicht kann), ebenso anzusehen wie wenn ich es nicht möchte): "Was ist nämlich die Klage" (was gibt es da zu klagen,; jammern), welches Unglück (ist es denn), wenn etwas fehlt (abnimmt; schwindet), was (auch immer) (ohnehin) aufhören mußte (gemußt hätte zu sein=existieren)?
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Die schwierige Stelle lautet: proinde habiturus atque si nolim, quidquid non posse me gaudeo=ebenso (künftig) ansehend, wie wenn ich nicht möchte, was auch immer (alles, was) "ich mich freue", nicht zu können (daß ich es nicht kann).
a) und alles, was immer ich voller Freude nicht tun kann, ebenso zu betrachten, wie wenn ich es nicht möchte; und alles, worüber ich mich freue, es nicht zu können, ebenso ansehe, als ob ich es nicht möchte.
b) mit Umstellung: und falls ich es nicht möchte alles, worüber ich froh bin, es nicht zu können, so anschaue, als ob ich es nicht wollte.
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Seneca freut sich also, gewisse Dinge nicht mehr zu können oder können zu müssen (was das wohl ist?). In Zukunft gilt für ihn: Diese Dinge will ich nicht (mehr). Ich betrachte sie als Dinge, die ich nicht will, wollen möchte oder auf die ich keinen "Bock" mehr habe. Diese Dinge "gehen mir also wo vorbei", sind mir "wurscht", haben keine existentielle Bedeutung mehr für mich.
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habiturus=halten werdend; Part. Fut. Akt.; Objekt dazu ist der Satz mit "quidquid" (Objektsatz)
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Rückfragen zwecklos, da ratlos. Seneca kann man auch nicht mehr fragen.
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Dunkel ward der Rede Sinn!
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decurio (Leute, ein decurio ist schließlich ein Ausbilder und kein gottverdammter "grammaticus"!)

SENECA: EPISTULA 26, 1-2: WHAT A DRAG GETTING OLD!

Vor kurzem (eben noch) sagte ich dir, daß ich in "Sicht" (in der Nähe) des Greisenalters bin (daß ich das Alter vor Augen habe; daß ich dem Alter vor Augen stehe); schon fürchte ich, daß ich das Alter hinter mir gelassen habe. Ein anderes Wort paßt nun zu diesen Jahren, aber gewiß zu diesem Körper (für diese...), da ja 'Alter' der Name für das "müde Alter", nicht für das "gebrochene" ist (="Totalausfall"): zähle mich zu den "Klapperigen" und zu den "das äußerste Berührenden" (=knocking at heaven's door). Trotzdem sage ich mir bei dir (in deiner Gegenwart) Dank (ich beglückwünsche mich selbst): ich fühle nicht im Geiste "die Verletzung" des Alters (bin noch nicht ganz verblödet), wiewohl (doch) ich sie ihm Körper spüre (=mir tut alles weh). Nur (allein) meine Fehler (Laster) und die Diener ("das Dienstpersonal") zu diesen Lastern sind alt geworden (soso!). Der Geist ist frisch (kräftig) und freut sich, daß "ihm nicht viel mit dem Körper sei" (daß er nicht mehr viel mit dem Körper zu tun habe); einen großen Teil seiner Last hat er abgelegt (obit anus, abit onus!). Er jubelt (springt vor Freude in die Luft) und "macht mir ein Streitgespräch" über das Alter (hinsichtlich des Alters): er sagt, (gerade) dies sei seine "Blüte" (Blütenzeit).
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by decurio
(werde das "county demolition center" anrufen; die können sich dann zwecks Entsorgung um den Seneca kümmern bzw. was noch von ihm übrig ist; die Jungs vom CDC sind echte Profis!))

Mittwoch, 9. März 2016

AN DIE VIELEN DANKBAREN USER

Hört zu, user, ihr müßt nach dem Post über Säbelfechten, auf "ältere posts" gehen, um an weitere Seneca-Weisheiten zu kommen. Habt ihr das verstanden?
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decurio (Ausbilder und Menschenfreund)

SENECA: EPISTULA 3, 5-6 (FINITO BENITO, TOMORROW HIROITO)

So sollst du beide tadeln, sowohl diejenigen, die immer unruhig sind, als auch die, die immer ruhen. Denn jene an Unruhe sich erfreuende (Betriebsamkeit) ist nicht Fleiß (Denn jener, der sich..., ist kein Fleiß), sondern das Gerenne eines aufgeregten Geistes; und dies (e) ist nicht Ruhe, welche (s) jede Bewegung für beschwerlich hält, sondern Schwäche und Trägheit. Deshalb wird dies dem Geist "anvertraut" werden (soll dies (dir) ans Herz gelegt werden), was ich bei Pomponius gelesen habe: 'gewisse (Leute) haben sich so sehr (dermaßen) in ihr Versteck geflüchtet (verkrochen), daß sie glauben, daß alles, was im Lichte ist (steht), im Trüben sei (aha!)'. Unter sich (miteinander) sind diese (Dinge) zu vermischen/ vereinigen: sowohl das "zu Tuende" (mit) dem Ruhenden als auch (mit) dem "Tuenden" das "zu Ruhende"/ "ruhen zu Lassende" (das, was ruhen soll; das Ruhen; Chiasmus). Berate (dich) mit der Natur (Welt; dem Wesen)) der Dinge: jene (s) wird sagen, daß sie (es) sowohl den Tag als auch die Nacht gemacht (geschaffen) hat. Ciao.
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decurio (kein Kommentar dazu)

SENECA: EPISTULA 3, 4

Was ist es (was habe ich für einen Grund; warum sollte ich), warum ich mich vor jenem nicht allein fühle (warum ich nicht in der Gegenwart jenes glaube, alleine zu sein)? Gewisse (Leute), erzählen Entgegenkommenden diese Dinge (dies), welche nur den Freunden anzuvertrauen sind, und sie laden "in alle beliebigen" Ohren ab, was auch immer (alles, was) sie "brennt" (bedrängt; ihnen auf den Nägeln brennt); gewisse wiederum scheuen das Mitwissen der Liebsten und, wenn sie könnten, würden sie, sich nicht einmal selbst vertrauend, jedes Geheimnis "ins Innere drücken" (für sich behalten). Keins von beiden ist zu machen; jedes von beiden ist nämlich ein Fehler, sowohl allen zu vertrauen als auch keinem, doch den einen (Fehler) möchte ich ehrenvoller (anständiger) nennen, den anderen sicherer.
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euer decurio (macht bloß keine Fehler; paßt auf!)

SENECA 3, 2-3

Wenn du aber einen für einen Freund hältst, dem du nicht ebensoviel vertraust, wie dir, irrst du gewaltig und kennst nicht hinreichend die Kraft wahrer Freundschaft. Berate du aber alles mit einem Freund.  Aber früher (denke) über ihn selbst (nach): nach der (geschlossenen) Freundschaft muß man vertrauen, vor der Freundschaft urteilen. Diese aber "vermischen" (verwechseln die Reihenfolge) in falscher Weise die "Pflichten", die gegen die (entgegen der) Vorschriften (Lehren) des Theophrast, wenn sie geliebt haben, urteilen, und nicht lieben, wenn sie geurteilt haben. Denke lange (darüber nach), ob dir jemand "zur Freundschft" aufzunehmen ist. Wenn es gefiel, daß es geschieht, "lasse" jenen mit ganzem Herzen zu (gib ihm Zugang zu dir); sprich mit jenem so "mutig" (offen) wie mit dir. Du freilich lebe so, daß du dir nichts anvertraust, wenn du es auch deinem Freund nicht anvertrauen könntest/ würdest (außer wenn...); aber weil gewisse Dinge vorkommen, die die Gewohnheit zu geheimen gemacht hat, "mische" ("vereinige",teile) mit dem Freund alle Sorgen, alle deine Gedanken. Wenn du ihn für treu "gehalten haben wirst" (hältst), wirst du ihn dazu machen; denn gewisse lehren zu täuschen (betrügen), während sie fürchten (ängstlich glauben), getäuscht zu werden. Was habe ich für einen Grund (warum sollte ich; "was ist es, warum"), warum ich irgendwelche Worte vor dem Freund zurückhalte (zurückhalten sollte)?
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by decurio

SCHWERE ÜBUNGSSÄBEL: An den Statthalter von Trier

Sieht martialisch aus. Dagegen sind die Sportsäbel Zahnstocher. Sollte als Schulfach eingerichtet werden! Licet experiri.
Habe Florettklinge auf Säbelkorb moniert. L
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Nach dem post ist eine große Lücke!
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Gruß